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Coronavirus-News aus Deutschland: Spahn attackiert, Ramelow will Karneval und Weihnachtsmärkte erlauben

In der Corona-Krise ist aktuell kaum Entspannung in Sicht. Zwar lag die Zahl der Neuinfektionen mit 610 Fällen am Wochenende recht niedrig, dennoch sieht sich Gesundheitsminister Jens Spahn aktuell mit heftiger Kritik konfrontiert.

Jens Spahn wurde öffentlich von Corona-Leugnern bespuckt und beleidigt. (Foto) Suche
Jens Spahn wurde öffentlich von Corona-Leugnern bespuckt und beleidigt. Bild: dpa

Erwartungsgemäß hat das Robert Koch-Institut (RKI) am Montag vergleichsweise wenig neue Corona-Infektionen gemeldet. Nach Angaben vom frühen Montagmorgen hatten die Gesundheitsämter binnen 24 Stunden 610 Fälle an das RKI übermittelt. Die Fallzahlen an Sonntagen und Montagen sind oft niedriger, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten an das RKI übermitteln. Am Samstag hat die Zahl der Neuinfektionen noch bei 1.479 Fällen gelegen.

Bayern führt zeitlich befristete Maskenpflicht im Schulunterricht ein

Nach dem Ende der Sommerferien gilt in Bayerns Schulen zunächst für neun Schultage eine Maskenpflicht für alle Schüler und Lehrer im Unterricht. Dies teilte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag nach Beratungen mit Eltern-, Lehrer- und Schülervertretern in München mit. Von der Maskenpflicht als "Sicherheitspuffer" im Unterricht seien einzig Grundschüler und auch Lehrer ausgenommen. Der Unterricht beginnt in Bayern am Dienstag nächster Woche wieder.

Die Maskenpflicht zum Auftakt des Schuljahres ist Teil des Hygienekonzeptes, mit dem der Regelbetrieb an den Schulen auch in der Pandemie aufrecht erhalten werden soll. Dazu gehört, dass zur Minimierung der Ansteckungsrisiken zudem in den Gebäuden und überall dort, wo kein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann, eine Pflicht zum Tragen des Mund-Nase-Schutzes gibt.

Sollte in einer Region auch nach den neun Tagen hohe Fallzahlen geben, kann die Maskenpflicht im Unterricht auch regional begrenzt verlängert werden oder neu verhängt werden. Ziel sei es, den Regelunterricht auch in der Krise bestmöglich aufrecht zu erhalten. "Wir wollen wieder Schule haben in Bayern", sagte Söder.

Formell wird Bayern sein Schulkonzept in der Kabinettssitzung am Dienstag beschließen. Da an dem Bildungsgipfel in der Staatskanzlei auch Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) teilgenommen hatte, ist die Zustimmung in der Koalition sicher.

Der Freistaat geht damit im Kampf gegen das Corona-Infektionen einen ähnlichen Weg wie Nordrhein-Westfalen. Auch hier hatte nach den Ferien für sogar 14 Tage eine Maskenpflicht im Unterricht an weiterführenden Schulen gegolten. Nachdem im bevölkerungsreichsten Bundesland die Fallzahlen entgegen dem Bundestrend jüngst rückläufig waren, endete die Maskenpflicht im Unterricht an diesem Montag.

In Bayern gilt bisher wegen der Pandemie generell eine zeitlich nicht befristete Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und an allen Orten, an denen der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. Verstöße werden mit 250 Euro und im Wiederholungsfall mit 500 Euro geahndet. Der Freistaat setzt zur Prävention der Infektion neben Masken auch auf eine umfangreiche Teststrategie. Durch frühzeitige Befunde sollen ausdrücklich auch Mitarbeiter an Schulen, Schüler und ihre Familien vor einer unbemerkten Ansteckung mit dem Virus schützen.

Jens Spahn nach Wahlkampfauftritt bespuckt und angepöbelt

Währenddessen scheint sich die Lage in Deutschland wegen der Corona-Pandemie immer mehr zuzuspitzen.Nach zahlreichen Demonstrationen und Tumulten in Berlin, bei dem Gegner der Corona-Politik das Reichstagsgebäude stürmen wollten und es zu etlichen Festnahmen kam, wurde nun auch Gesundheitsminister Jens Spahn Opfer der Corona-Leugner. Gegner seiner Corona-Politik hatten den CDU-Politiker bespuckt und angepöbelt. Der Vorfall ereignete sich einem Bericht der "Rheinischen Post" zufolge am Samstag nach einem Wahlkampfauftritt in Bergisch Gladbach. Der Minister habe dem Blatt den Vorfall bestätigt. "Wir müssen das Gespräch und den Dialog mit denen suchen, die unzufrieden sind mit unserer Corona-Politik. Denn wir bleiben als Gesellschaft nur zusammen, wenn wir miteinander reden." Politik habe die Wahrheit nicht gepachtet, Diskussionen gehörten zur Demokratie. "Sie funktionieren aber nur, wenn beide Seiten bereit sind, zuzuhören. Aber wenn geschrien, gespuckt und gepöbelt wird, geht's halt leider nicht."

Angela Merkels Sprecher Steffen Seibert hat sich zu den Vorfällen um Gesundheitsminister Spahn geäußert. Er bezeichnet die Attacke als "ganz üblen Vorfall". Er sagte, dass Jens Spahn ein Mensch sei, der immer wieder das Gespräch mit den Bürgern sucht. Die ablehnende Haltung der Menschen in Bergisch-Gladbach habe verdeutlicht, dass die Bürger dort nur die "brachiale Form des Protests wollen, der nirgendwo hinführt."

Die zuständige Kreispolizei in Bergisch Gladbach machte am Montagmorgen zunächst keine Angaben zu dem Fall, kündigte aber eine Mitteilung an. Erst in der vergangenen Woche war Spahn bei einem Auftritt in Wuppertal gestört worden. Zwei Personen hatten am Montag laut Polizei sein Auto blockiert und seien wegen Nötigung angezeigt worden.

Coronavirus-News: 610 neue Corona-Fälle am Wochenende in Deutschland

Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Ende März/Anfang April bei mehr als 6.000 gelegen. Die Zahl war nach den immer noch über 1.000 liegenden Werten im Mai in der Tendenz gesunken, seit Ende Juli steigt sie wieder.

Coronavirus-Zahlen aktuell: Mindestens 242.381 Menschen infizierten sich bislang mit Sars-CoV-2-

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich mindestens 242.381 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, wie das RKI am Montagmorgen im Internet meldete (Datenstand 31.8., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9.298. Seit dem Vortag wurden drei Todesfälle mehr gemeldet. Bis Montagmorgen hatten etwa 216.200 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.

Update vom Robert-Koch-Institut (RKI) zu R-Wert vom Sonntag

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Mitteilung vom Sonntag bei 1,04 (Vortag: 1,04). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert bei 0,95 (Vortag: 1,01). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor acht bis 16 Tagen.

Urlaubsrückkehrer lassen Corona-Fallzahlen steigen

Die R-Werte lagen seit Mitte Juli 2020 über 1, seit Anfang dieser Woche wieder um 1. "Dies lag zu einem großen Teil an zunehmenden Fällen unter Einreisenden, insbesondere mit Urlaubsreisen während der Sommerferien, aber auch an einer größeren Anzahl an kleineren Ausbrüchen und den bundesweiten Fallzahlen insgesamt, die in den letzten Wochen angestiegen waren", hieß es vom RKI.

Lauterbach: Zweiter Lockdown wird nicht notwendig werden

Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hält in der Corona-Pandemie einen zweiten Lockdown für unwahrscheinlich. "Ein zweiter Lockdown wird nicht notwendig werden", sagte er dem Magazin "Business Insider". Wichtig sei, dass man klug teste und Infektionsketten effektiv nachverfolge.

Und weiter: "Man muss die Schulen und Kitas durchgehend offenhalten, diese zu schließen halte ich für völlig falsch." Deutschland könne es sich auf keinen Fall leisten, die Schulen und Kitas noch einmal komplett zu schließen. Dies sei den Kindern nicht zuzumuten. Außerdem seien sie nicht so stark durch das Virus gefährdet.

Lauterbach plädierte daneben für eine Änderung bei der häuslichen Quarantäne. Hier genügten sieben Tage statt wie bisher zwei Wochen. Eine kürzere Isolation könne auch dazu führen, dass die Regeln besser eingehalten würden.

Hohe Gefahr von Corona-Infektionen - Diese Länder stehen aktuell auf der Liste des RKI

Auch im restlichen Europa ist derzeit kaum Entspannung in Sicht. Um weitere Ansteckungen mit dem gefährlichen Virus zu vermeiden, hat das RKI weitere Länder zu Risikogebieten erklärt. Nicht nur fast ganz Spanien und damit auch Mallorca stehen auf der Liste des Robert Koch-Instituts. Inzwischen wurden auch zwei Küstenregionen in Kroatien sowie zwei Regionen in Frankreich zu Risikogebieten erklärt. Für Urlauber bedeutet das vor allem eines: Bei Rückkehr nach Deutschland müssen sie einen Corona-Test machen. Eine Auflistung aller Länder in Europa, die aktuell als Risikogebiete gelten, finden Sie hier.

Geisel will Mund-Nasen-Schutz bei Demonstrationen zur Pflicht machen

Bei Demonstrationen in Berlin soll nach dem Willen des Berliner Innensenators Andreas Geisel (SPD) künftig generell eine Maskenpflicht gelten. Das kündigte der SPD-Politiker am Montagvormittag vor dem Innenausschuss des Abgeordnetenhauses an. Auf Twitter teilte Geisel mit, er werde in Absprache mit der Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Dienstag dem Senat vorschlagen, die Infektionsschutzverordnung entsprechend anzupassen: "Mund-Nasen-Schutz tragen soll auf Versammlungen verpflichtend werden." Die aktuelle Infektionsschutzverordnung schreibt das bisher nicht vor.

Sie sehen den Tweet zur Maskenpflicht bei Demonstrationen nicht? Dann klicken Sie hier

Am Samstag nahmen nach Schätzungen der Behörden an den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen in Berlin insgesamt rund 38 000 Menschen teil. Eigentlich wollten die Berliner Behörden die Versammlungen verbieten, sie unterlagen jedoch vor Gerichten. Als Grund für die Verbotsverfügung hatte die Polizei angeführt, durch die Ansammlung Zehntausender Menschen - oft ohne Maske und Abstand - entstehe ein zu hohes Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung. Das habe bereits die Demonstration gegen die Corona-Politik am 1. August in Berlin gezeigt, bei der die meisten Demonstranten bewusst Hygieneregeln ignoriert hätten.

Einzelne Schulen in NRW behalten Maskenpflicht zunächst bei

Nicht an allen weiterführenden Schulen in NRW endet an diesem Montag die Maskenpflicht im Unterricht. Beibehalten wird sie etwa an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Essen, zunächst bis zu den Herbstferien, wie die Schule auf Facebook mitteilte. Im Unterricht werde gesprochen, sich ausgetauscht. Man sehe hier ein erhöhtes Infektionsrisiko. Zuvor hatte die "WAZ" (Montag) darüber berichtet. Bereits zu Beginn des Schuljahres sei in der Schulkonferenz über die Maskenpflicht bis zu den Herbstferien gesprochen worden, hieß es weiter. Von den Eltern habe es dafür Zuspruch gegeben.

Auch am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Oberhausen bleibt die Maskenpflicht bestehen, zunächst für weitere knapp zwei Wochen. Für den Fall, dass die Schulkonferenz die Maskenpflicht ab dem 14. September abschafft, hat die Schulleitung Unterrichtskürzungen angekündigt. Grund sei, dass dann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr alle Lehrkräfte für einen Unterricht ohne Maskenpflicht zur Verfügung stünden.

Die Maskenpflicht im Unterricht der weiterführenden und berufsbildenden Schulen bestand seit Beginn des Schuljahres am 12. August. Diese soll von Dienstag an nicht mehr gelten. Solch eine Maßnahme gab es flächendeckend in keinem anderen Bundesland. Für Grund- und Förderschüler der Primarstufe galt sie auch in NRW nicht.

Ramelow will Karneval und Weihnachtsmärkte erlauben

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) will trotz der Corona-Pandemie Karneval erlauben. "Wir klären das Wie und nicht das Ob", sagte Ramelow am Montag in Erfurt nach einem Treffen mit dem Thüringer Vorsitzenden des Landesverbandes der Karnevalsvereine. Der Verband habe bereits drei Konzepte erarbeitet und vorgelegt, über die man nun sprechen wolle, sagte Ramelow. "Ich kann mir Karneval vorstellen und ich kann mir Weihnachtsmärkte vorstellen, weil ich mir das Leben vorstellen möchte", machte Ramelow klar. Das Virus sei gefährlich, daher müsse man vermeiden, was ein leichtfertiges Weitergeben verursachen könne.

Debatten über Weihnachtsmärkte und Karnevalsfeiern in Corona-Zeiten gibt es in mehreren Bundesländern. Es gab auch schon Absagen und geänderte Konzepte.

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/loc/news.de/dpa

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