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Schulbus-Unglück in Thüringen mit 2 Toten: Anwohnerin hörte Kinder-Schreie - DARUM nahm der Fahrer die Todesroute

Der Bus soll mehr als 20 Kinder zu ihrer Grundschule bringen - und verunglückt dabei auf eisglatter Straße in Thüringen. Zwei Kinder sterben, viele werden verletzt. Auch in Bayern ereignet sich ein Schulbusunfall.

Einsatzkräfte installieren zum Aufrichten des verunglückten Schulbusses Hebekissen. (Foto) Suche
Einsatzkräfte installieren zum Aufrichten des verunglückten Schulbusses Hebekissen. Bild: dpa

In der Grundschule im thüringischen Berka vor dem Hainich bleiben am Donnerstag viele Stühle leer. Dabei war der Bus mit 23 Kindern an Bord kurz vor dem Ziel, als er gegen 7.30 Uhr auf glatter Landstraße verunglückte. Der Unfall riss zwei Achtjährige der zweiten Klasse - ein Junge und ein Mädchen - aus dem Leben, 21 weitere Kinder zwischen acht und elf Jahren wurden nach Polizeiangaben verletzt, zwei von ihnen schwer.

2 Todesopfer unter den verunglückten Schülern -kein Hinweis auf Defekt

Nicht nur in dem 800-Einwohner-Dorf nahe Eisenach herrscht seitdem Bestürzung. "Der ganze Ort ist im Schockzustand", sagte Innenminister Georg Maier (SPD) auf einer eilig anberaumten Pressekonferenz. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei gibt es keine Hinweise auf einen technischen Defekt oder ein Fehlverhalten des Fahrers. Der Bus sei gegen 7.30 Uhr kurz vor dem Ortseingang auf glattem Kopfsteinpflaster ins Schlittern geraten und rückwärts einen Hang hinuntergerutscht, sagte der Leiter der Landespolizeiinspektion Gotha. Dabei habe er sich überschlagen.

Eine Anwohnerin, die 20 Meter entfernt von der Unfallstelle wohnt, erklärte gegenüber der "Bild": "Ich bin vom Blaulicht geweckt worden. Ich hörte die Schreie der Kinder bis zu meinem Haus." Wie das Blatt weiter schreibt, habe der Fahrer die betreffende Strecke genommen, weil er "auf Nummer sicher gehen wollen". Wie die "Bild" von Horst Scheuerte vom Verkehrsunternehmen Wartburgmobil erfahren hat, nimmt der Fahrer "extra die Umleitungsstrecke, um die Kinder im Ort nicht über die Straße gehen zu lassen. Damit sie dort dem Verkehr nicht ausgesetzt sind." Aus Sicherheitsgründen wurde die Todesroute gefahren, auf der nur eingeschränkter Winterdienst herrscht.

Busunglück in Thüringen: Bus soll technisch untersucht werden

Die Ursachenforschung sei noch in vollem Gange. Der Bus wurde im Laufe des Tages geborgen und sichergestellt. Er soll jetzt technisch untersucht werden. Der Gesamtschaden wird nach Polizeiangaben auf etwa 130.000 Euro geschätzt. Ob die Kinder im Bus angeschnallt waren, blieb vorerst unklar. Dazu wollten die Ermittler auf Nachfrage nichts sagen. Der Bus war unterwegs von Eisenach zur Grundschule in Berka. Der Fahrer wurde ebenfalls verletzt - er erlitt einen Schock.

Schulbus in Thüringen wählte Unfall-Strecke bewusst

Besonders bitter: Die Strecke, die der städtisch betriebene Bus regelmäßig mit den Schülern zurücklege, sei aus Sicherheitsgründen gewählt worden. So werde verhindert, dass die Kinder eine Straße überqueren müssen, hieß es auf der Pressekonferenz. Innenminister Maier betonte, es sei kein Tag zum Spekulieren. Die Polizei müsse den Unfall sauber analysieren und gemeinsam mit den Sachverständigen herausfinden, wie es zu dem Unfall kam.

Eisenachs Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke) verwies darauf, dass auch für die Feuerwehr Unfälle mit Kindern das Schlimmste seien, was passieren könne. Laut Karola Hunstock, der Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft, zu der Berka vor dem Hainich gehört, besuchen etwa 85 Kinder die dortige Grundschule.

Nach dem Busunglück: Psychologen an der Grundschule

Diese wird Bildungsminister Helmut Holter (Linke) zufolge am Freitag geöffnet sein. Dann würden Schulpsychologen mit den Schülern, Lehrern und gegebenenfalls auch den Eltern sprechen. Zusätzliche Lehrer sollen die Pädagogen vor Ort unterstützen. Den Eltern sei es aber freigestellt, die Kinder an dem Tag in die Schule zu schicken. Das Ministerium schaltete eine Hotline, bei der Angehörige und Betroffene Rat suchen können.

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Vertreter vieler anderer Parteien äußerten sich bestürzt über das Unglück. Die Evangelische Kirche kündigte eine Andacht im Heimatort der Kinder an. Landesbischof Friedrich Kramer werde am Freitagabend (18.00 Uhr) einen Gottesdienst in Bischofroda abhalten.

Busunglück in Bayern beinahe parallel zum Unfall in Thüringen

Am Donnerstagmorgen kam es auch in Oberbayern zu einem Unfall mit einem Schulbus, bei dem neun Kinder leicht bis mittelschwer verletzt wurden. Der Busfahrer sei schwer verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Der Bus war aus zunächst ungeklärter Ursache zwischen Schnaitsee und Obing (Landkreis Traunstein) von der Fahrbahn abgekommen und gegen einen Baum geprallt.

Tragische Schulbus-Unfälle in Deutschland

27. Juni 2019: Ein Schulbus fährt in Neuötting (Bayern) auf einen Lastwagen auf. 45 Menschen werden teilweise schwer verletzt, darunter viele Schüler im Alter von 11 bis 17 Jahren. Am selben Tag erleiden in Lotte (Nordrhein-Westfalen) unter anderem zwei Kinder schwere Verletzungen, als ihr Schulbus in stehende Autos kracht.

24. Mai 2019: Mehr als 20 Menschen werden bei zwei Schulbus-Unfällen teils schwer verletzt. In Göggingen (Baden-Württemberg) stoßen zwei Busse mit insgesamt mehr als 20 Kindern an Bord aufeinander. Einen Zusammenprall gibt es auch in Glonn (Bayern). Dort sind die Busse mit insgesamt 30 Grundschulkindern zwischen 6 und 11 Jahren besetzt.

30. Oktober 2015: Nach einem Überholmanöver auf der Autobahn nahe Erfurt verunglückt ein Reisebus mit Schülern aus Sachsen. Der fünfjährige Sohn einer Lehrerin stirbt. Mehr als ein Dutzend der Schüler im Alter von 13 und 14 Jahren werden schwer verletzt.

12. März 2013: Bei der Kollision eines Autos mit einem Bus werden bei Wernitz (Sachsen-Anhalt) zwei Menschen getötet und 30 Schulkinder verletzt. Das Auto war in einer Kurve auf die Gegenspur geraten.

27. September 2012: Ein Lastwagen prallt auf dem Berliner Ring auf einen Bus mit Schülern aus Polen, zwei weitere Laster werden in den Unfall verwickelt. Zwei polnische Lkw-Fahrer sterben.

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/news.de/dpa

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