Von news.de-Redakteurin Isabelle Wiedemeier - Uhr

Inzucht im Zoo und bei Wildtieren: Ist Inzest gut oder böse? Nicht einmal die Natur ist sich einig!

Als Maßstab dafür, was «richtig» ist, zieht der bewusste Mensch inzwischen gern die Natur heran. Die allerdings ist sich in Sachen Inzest absolut uneins!

Einerseits haben selbst die kleinsten aller Primaten, die Mausmakis auf Madagaskar, einen Mechanismus gegen Inzest entwickelt. Sie erkennen ihre engen Verwandten aus der Vaterlinie an der Stimme. Weibchen schenken den Ultraschallrufen fremder Männchen mehr Aufmerksamkeit als den verwandten, stellten Hannoveraner Forscher fest. Auch Vögel können sowas: Ihren Geruchssinn nutzen Zebrafinken, um sich vor brüderlichen Werbern zu schützen. Und die feinen Meeresschildkröten-Damen paaren sich einfach stets mit mehreren Männchen, um sicherzustellen, dass auch fremdes Erbgut dabei ist.

Der Grund: Kleine Wildtier-Populationen, die stark von Inzest betroffen sind, sind anfälliger für Krankheiten und dezimieren sich somit praktisch selbst. Schon Autobahnen, die für die Tiere nicht zu überwinden sind, können da ein Problem sein. Besonders kritisch ist es jedoch bei seltenen Tierarten, zum Beispiel bei den Orang-Utans, die im Süden von Sumatra vom Aussterben bedroht sind. Durch das Roden der Regenwälder wurden ihre Bestände auseinandergerissen, notgedrungen paaren sich da nun auch mal Geschwister. Die Folge: Sie werden immer weniger. Ähnliche ergeht es den letzten 600 freilebenden Rothschild-Giraffen in Kenia, Uganda und dem Sudan.

Barsche betreiben Inzest zur Erhalt der Art

Ganz anders hingegen die weiblichen Smaragdbarsche! Sie ziehen selbst einen schmächtigen Bruder dem fetten Fremden vor, weil die Familie sich erfahrungsgemäß besser um die Brut kümmert. Auch die Männchen der Buntbarsche zogen in einer Studie in 17 von 23 Fällen Geschwister vor.

Große Sorgen machte man sich um die aus Polen neu in Deutschland eingereisten Wölfe. Wenn es in der kleinen Gruppe zu Inzest kommen sollte, könnten sie schnell wieder ausgestorben sein hierzulande. Doch es kommen genug Tiere aus dem Osten nach, um die Wölfe frisch zu halten.

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loc/news.de

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