Von Michael Kraft - Uhr

Berliner Teenies: Zum Spaß auf den Babystrich

Nini und Jameelah sind 14, sie sind schon ewig beste Freundinnen und sie haben einen Plan für die Sommerferien: sich entjungfern zu lassen. Stefanie de Velasco macht daraus in ihrem Debütroman «Tigermilch» eine spannende und kontroverse Milieustudie.

Milch, Maracujasaft und Mariacron. Das sind die Zutaten für Tigermilch, den titelgebenden Cocktail für diesen Debütroman und das Lieblingsgetränk der beiden 14-jährigen Hauptfiguren Nini und Jameelah. Man kann in diesem Rezept auch ein paar der wichtigen Zutaten für das Buch von Stefanie de Velasco erkennen.

Die Milch steht für einen Rest von Kindheit, der Maracujasaft für den Traum von der großen weiten Welt und der Weinbrand für das Verbotene. Den Rest von Kindheit spüren Nini und Jameelah immer wieder in sich, gegen ein anderes Leben an exotischen Stränden hätten sie sicher nichts einzuwenden, und mit dem Verbotenen haben sie schon mehr als genug Erfahrung.

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Die 35-jährige Stefanie de Velasco ist im Rheinland aufgewachsen, jetzt lebt sie in Berlin. Dass ihr Debütroman «Tigermilch» derart einschlägt, mag an den kontroversen Themen liegen, die de Valesco ihren Protagonistinnen aufzwingt.

Plattenbau, Kiffen, Entjungerung

Nini und Jameelah leben in einer Berliner Hochhaussiedlung, die Verhältnisse sind nicht prekär, aber doch zerrüttet: fehlende Väter, Kiffen, Nachsitzen und Ladendiebstahl prägen das Leben der beiden besten Freundinnen. Ab und zu machen sie sich sogar einen Spaß daraus, sich in Ringelstrümpfen auf dem Babystrich herumzutreiben und dort die Kerle geil zu machen. Ihr Plan für die Sommerferien lautet: Sie wollen sich entjungfern lassen.

Nini, die als Ich-Erzählerin auftritt, und Jameelah, der in drei Monaten vielleicht die Abschiebung in den Irak droht, sind zwei tolle Hauptfiguren, und das Beste an «Tigermilch» ist dabei, dass es in dieser Milieustudie nirgends einen erhobenen Zeigefinger gibt, und auch keinen Voyeurismus, der sich am ach so verdorbenen Alltag von Großstadtteenagern weidet.

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