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FSME-Gefahr durch Zecken: RKI schlägt Alarm! Infektionszahlen brechen traurigen Rekord

Obwohl viele Infektionskrankheiten in der Corona-Pandemie zurückgingen, stieg die Zahl der FSME-Fälle auf ein trauriges Allzeit-Hoch. Für 2021 sieht die Prognose in der Zecken-Saison noch düsterer aus, wie Forscher errechnet haben.

Die Zahl der in Deutschland nach Zeckenbissen registrierten FSME-Infektionen lag 2020 auf einem Rekordhoch - und könnte 2021 noch übertroffen werden. (Foto) Suche
Die Zahl der in Deutschland nach Zeckenbissen registrierten FSME-Infektionen lag 2020 auf einem Rekordhoch - und könnte 2021 noch übertroffen werden. Bild: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul

Aufgrund der Corona-Pandemie blieben die Deutschen zuletzt verstärkt zuhause - die Freude bei Medizinern über weniger Fälle von Influenza, Masern und anderen Infektionskrankheiten war daraufhin groß. Doch der Verbreitung einer anderen heimtückischen Krankheit tat das keinen Abbruch - im Gegenteil!

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) wird durch Zeckenbisse übertragen

Die Rede ist von Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks, welche von Viren ausgelöst werden, die wiederum durch Zeckenbisse auf den Menschen übertragen werden. Etwa ein Drittel der Menschen, die von einer Zecke gebissen werden, erkrankt laut Statistik an FSME und verspürt einige Tage nach dem unfreiwilligen Kontakt mit dem Blutsauger lediglich leichte grippeähnliche Symptome. Einige Patienten erleben jedoch statistisch gesehen einen schwereren Verlauf - besonders gefährdet sind Personen, die älter als 40 Jahre sind. Das Ansteckungsrisiko in Risikogebieten ist von Region zu Region unterschiedlich. Insgesamt, so Experten, liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach einem Zeckenstich in einem Risikogebiet bei 1:50 bis 1:100. Gegen FSME gibt es eine Impfung, nicht jedoch gegen die ebenfalls von Zecken übertragene und in ganz Deutschland verbreitete Borreliose.

Robert-Koch-Institut meldet beunruhigende FSME-Zahlen in Deutschland

Die jüngsten Infektionszahlen, die vom Robert-Koch-Institut (RKI) ermittelt wurden, geben Grund zur Sorge: So viele FSME-Fälle wie im Jahr 2020 gab es in Deutschland seit Beginn der Infektionserfassung noch nie. Insgesamt stiegen die FSME-Fälle in Deutschland im vergangenen Jahr um 57,7 Prozent, 704 Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis wurden in der Bundesrepublik gezählt.

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Zecken-Saison 2021 hat begonnen! Fiese Blutsauger sind in der Natur längst aktiv

Eine Erklärung für die steigende Zahl von FSME-Infektionen könnte in Zeiten der Corona-Pandemie sein, dass viele Menschen Ausflüge in die Natur bevorzugen, um dem Lockdown-Trott zu entkommen. Im Grünen lauert jedoch die FSME-Gefahr in Gestalt von Zecken. Erst vor wenigen Wochen sind fünf weitere Regionen in Deutschland zu Zecken-Risikogebieten erklärt worden, womit Deutschland insgesamt 169 als Zecken-Risikogebiete definierte Kreise hat. Experten befürchten bereits, dass die Gefahr für eine Infektion mit der von Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis 2021 noch höher als im Vorjahr sein könnte.

Forscher schlagen Alarm! FSME-Fälle könnten 2021 traurigen Rekord brechen

"Ich erwarte das zweithöchste FSME-Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2001", sagte Franz Rubel vom Wiener Institut für Öffentliches Veterinärwesen. Unter anderem werde es im laufenden Jahr in Deutschland überdurchschnittlich viele Zecken geben, durch deren Stiche die Erreger für Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen werden können. Das geht aus einer Prognose Rubels und anderer Wissenschaftler der Vetmeduni Wien hervor, die auf Grundlage eines mathematischen Modells die Zeckendichte voraussagt.

Das Prognosemodell wurde mit Zeckenbeobachtungen aus Süddeutschland im Zeitraum 2009 bis 2020 entwickelt. Seine Basis bilden unter anderem Populationszahlen, die von Gerhard Dobler vom Nationalen Konsiliarlabor für FSME der Bundeswehr an einem Infektionsherd in Bayern erfasst wurden. Auch biologische Parameter wie etwa die Zahl der Bucheckern und Eicheln zwei Jahre vor dem kommenden Sommer, die jährliche Durchschnittstemperatur im vergangenen Jahr und die aktuelle Wintertemperatur spielen eine Rolle. Diese Daten nutzen Rubel und andere Experten, um eine frühe Prognose für eine zu erwartenden Zeckendichte zu formulieren.

Mehr FSME-Fälle in der Corona-Pandemie befürchtet

Die Wiener rechnen laut Prognose dennoch mit bundesweit 540 FSME-Fällen im laufenden Jahr. Diese Prognose beinhaltet aber noch nicht den Einfluss der Pandemie auf das Freizeitverhalten der Menschen. "Wir brauchen da noch etwa zehn Prozent Corona-Aufschlag", sagte Rubel. Menschen hielten sich in ihrer Freizeit häufiger im Freien auf, so steige das Risiko. Nach 704 FSME-Erkrankungen im vergangenen Jahr, dem höchsten Wert seit Beginn der Meldepflicht vor 20 Jahren, erwartet Rubel daher insgesamt rund 600 Fälle im Jahr 2021.

Schutzimpfung schützt vor FSME-Infektion durch Zeckenbisse

Experten warnen zudem davor, dass bestimmte Zeckenarten als Folge der klimatischen Veränderungen nun auch bereits früher nach Wirten suchen, die sie stechen können. Damit steige das Risiko für Menschen, früher im Jahr an Erregern zu erkranken, die durch Zecken übertragen würden, warnte Dobler, der in München am Konsiliarlabor die Abteilung für Virologie und Rickettsiologie leitet. Menschen, die sich in der Natur aufhalten und ein Risiko für Zeckenstiche haben, sollten sich impfen lassen. In Risikogebieten wie Baden-Württemberg und Bayern werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen.

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/news.de/dpa

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