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Coronavirus aktuell: Italienische Ärzte lassen Covid-19-Patienten einfach sterben

Angesicht der aktuellen Coronavirus-Epidemie droht dem Gesundheitssystem der Kollaps. In Italien wütet das Virus besonders heftig: Inzwischen stehen Ärzte gar vor der Entscheidung, welche Patienten behandelt werden und welche dem Tod geweiht sind.

In Italien wütet das Coronavirus besonders heftig. (Foto) Suche
In Italien wütet das Coronavirus besonders heftig. Bild: Robert Michael / ZB / picture alliance / dpa

Das Coronavirus breitet sich immer weiter in Europa aus. In Deutschland wurden bereits mehr als 1.500 Coronavirus-Fälle (Stand 11.03.2020) aktenkundig, Frankreich zählt über 1.700 Infizierte. Besonders drastisch ist die Lage jedoch in Italien: Das mediterrane Land hat mit weit über 10.000 Coronavirus-Infektionen die zweithöchste Zahl an Erkrankungen nach Spitzenreiter China (knapp 81.000 Coronavirus-Infizierte) vorzuweisen.

Coronavirus wütet in Italien: Arzt schildert dramatische Zustände wegen Covid-19

Mehr als 630 Todesfälle infolge des Coronavirus gibt es aktuellen Zahlen zufolge in Italien zu beklagen. Besonders drastisch hat sich die Lage in Bergamo im Norden Italiens unweit von Mailand zugespitzt. Darüber legt der Mediziner Dr. Daniele Macchini, seines Zeichens Assistenzarzt in der Klinik Gavazzini, Zeugnis ab. Der angehende Chirurg schilderte die Lage in einem detaillierten Facebook-Post vom 7. März als "gelinde gesagt dramatisch". "Der Krieg ist losgebrochen und die Schlachten sind erbarmungslos, Tag und Nacht", so der junge Arzt weiter.

Italienischer Arzt appelliert an Bürger: "Bleibt zu Hause!"

Der normale Krankenhausbetrieb sei lahmgelegt, man konzentriere sich gänzlich auf die Behandlung von Covid-19-Patienten mit Lungenentzündung, Fieber und Kurzatmigkeit. Das Personal arbeite am Rande der totalen Erschöpfung rund um die Uhr, doch man sei stolz darauf, "in so kurzer Zeit so gut abgestimmt unsere Möglichkeiten neu zu organisieren, um uns auf eine Katastrophe solchen Ausmaßes vorzubereiten". Für Zeitgenossen, die sich über die Absage von Veranstaltungen beklagen, hat der Arzt nur folgende Worte übrig: "Versuchen Sie, an all die älteren Menschen zu denken, die man mit tödlichen Folgen anstecken könnte. Bitte, hören Sie uns zu, versuchen Sie nur für die unverzichtbaren Dinge aus dem Haus zu gehen."

Notstand in Italien: Coronavirus-Patienten werden ausgesiebt

Auch die Aussagen von Christian Salaroli, der in Bergamo als Anästhesist arbeitet, zeichnen ein düsteres Bild der aktuell durch das Coronavirus verursachten Lage. Der Arzt sprach vor wenigen Tagen im Interview mit der "Corriere de la sera" über die Coronavirus-Epidemie. Demnach ist die Situation in Bergamo bereits derart aus dem Ruder gelaufen, dass einige Patienten ohne medizinische Hilfe dem Tod ausgeliefert seien. Das Krankenhaus, in dem Dr. Christian Salaroli tätig ist, nehme nur noch Patienten auf, die nachweislich eine durch das Coronavirus hervorgerufene Lungenentzündung mit akuten Atembeschwerden haben. Dieser Personenkreis könnte dann künstlich beatmet werden. Um die Atmung zu erleichtern, werden die zu behandelnden Personen auf den Bauch gelegt und beatmet. Alle anderen Patienten würden kurzerhand wieder nach Hause geschickt.

Todgeweiht wegen Coronavirus: Ärzte überlassen bestimmte Covid-19-Patienten ihrem Schicksal

Um eine Entscheidung zu fällen, welche Patienten schließlich intubiert und künstlich beatmet werden sollen, ziehen die Mediziner in Bergamo auch das "Alter und den allgemeinen Zustand" der Covid-19-Patienten in Betracht. Kurz gesagt: Wer schon vorher Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatte, erste Anzeichen von multiplem Organversagen zeigt oder das 80. Lebensjahr bereits vollendet hat, wird von italienischen Ärzten selbst bei akuter Atemnot nicht mehr behandelt. Zu groß wäre das Risiko, dass diese betagten Patienten die invasive künstliche Beatmung, bei der ein Luftröhrenschnitt erforderlich wird, ohnehin nicht überleben. Eine deutsche Übersetzung des Arzt-Interviews ist bei Facebook zu finden.

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