Von news.de-Redakteurin Juliane Ziegengeist - Uhr

Seltene Hautkrankheit: Brasilianische Dorfbewohner von der Sonne zerfressen

Sonnenstrahlen streicheln die Seele, aber tun der Haut gar nicht gut. Für Menschen mit der seltenen Mondscheinkrankheit können sie sogar tödlich werden. In einem brasilianischen Dorf leiden besonders viele Menschen darunter. Ihre Haut schmilzt regelrecht davon.

Eigentlich ist Sonne Gift für unsere Haut. Sie beschleunigt die Hautalterung und fördert Hautkrebs. Dennoch suhlen wir uns an warmen Tagen nur allzu gern in ihren Strahlen, um unserem Teint etwas Bräune zu verpassen. Für die Bewohner des Dorfes Araras in Brasilien ist genau das lebensgefährlich. Wie «Welt Online» berichtet, lebt dort die größte bekannte Gruppe von Menschen mit der seltenen Hautkrankheit Xeroderma Pigmentosum (XP).

Patienten mit XP erkranken häufig an Hautkrebs

Von gerade einmal 800 Einwohnern leiden 20 darunter. Zum Vergleich: In ganz Deutschland (82 Millionen Einwohner) gibt es etwa nur 80 Fälle. Kommen Betroffene mit UV-Strahlen in Berührung, wird ihre Haut regelrecht davon zerfressen. Ihr Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, ist um ein Vielfaches höher als bei gesunden Menschen.

Normalerweise müssen sich Patienten, deren Krankheit auf einen seltenen Gendefekt zurückzuführen ist, vor den gefährlichen Sonnenstrahlen besonders schützen. Deshalb wird oft auch von der Mondscheinkrankheit gesprochen, weil Betroffene nur im Mondschein nach draußen gehen sollten. Doch das Problem in Araras ist: Hier herrscht nicht nur tropisches Klima, die Menschen leben auch fast ausschließlich von der Landwirtschaft.

Sonnenstrahlen lösen Entzündungen und Tumore aus

Sie halten sich deshalb vermehrt im Freien auf. Das Geld für ausreichenden Schutz in Form von UV-Schutzkleidung oder Sonnencreme fehlt. Oft muss ein Sonnenhut ausreichen. Die Folge sind Schwellungen, Entzündungen, Tumore. Denn die Haut kann Schäden durch Sonnenstrahlen nicht eigenständig reparieren, sondern baut mehr und mehr ab.

Warum so viele Menschen im brasilianischen Araras an Xeroderma Pigmentosum leiden, führen Experten auf die Struktur des Dorfes zurück. Es sei von wenigen Familien gegründet worden, die den Gendefekt offenbar in sich trugen, wie «Welt Online» schreibt. Da die meisten Bewohner verwandt sind, pflanzte sich dieser immer weiter fort.

Lebensnotwendige Arbeit im Freien tötet XP-Betroffene

Eine dorfeigene Vereinigung soll die Einheimischen für Symptome sensibilisieren und über notwendige Schutzmaßnahmen aufklären. Doch die medizinischen Bedingungen sind unzureichend. Zudem zwingt ihre Arbeit die Menschen, sich permanenter UV-Strahlung auszusetzen: Sie sähen und ernten unter der prallen Sonne, um zu überleben, riskieren aber damit zugleich, an den Spätfolgen ihrer Krankheit noch vorm Rentenalter zu sterben.

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zij/news.de

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