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Liebeskummer: Den Ex aus dem Kopf verbannen

Bis eine Trennung nicht nur vom Verstand, sondern auch vom Herzen akzeptiert wird, dauert es manchmal sehr lange. Doch mit Geduld und ein paar Verhaltensstrategien besiegt man den Blues. Und die unsinnige Hoffnung, dass es doch noch einmal klappen könnte mit dem Ex.

Noch einmal in seine Augen schauen: Wer ständig davon träumt, wird den Ex nur schwer vergessen. (Foto) Suche
Noch einmal in seine Augen schauen: Wer ständig davon träumt, wird den Ex nur schwer vergessen. Bild: Istockphoto

Jeden Tag besucht Mascha die Bäckerei neben ihrer Schule. Hunger hat die 16-jährige Schülerin aus Berlin nicht, aber sie hofft, dort ihren Ex-Freund Thomas zu treffen. Hat Mascha beim Bäcker kein Glück, schlendert sie suchend über den Pausenhof. Möglichst unauffällig, denn eigentlich sind Thomas und Mascha schon seit einem halben Jahr kein Paar mehr. Thomas hat längst eine andere Freundin, aber Mascha kann ihn nicht vergessen. Immer wieder sucht sie seine Nähe, wartet auf zufällige Begegnungen. Wenn er dann vor ihr steht, bekommt sie kein Wort heraus oder redet nur Unsinn. «Ich liebe Thomas immer noch», klagt sie. «Und ich weiß nicht, ob ich jemals wieder einen Jungen treffe, der so gut zu mir passt.»

Vielleicht ist es gar nicht Liebe, die Mascha umtreibt, sondern Angst vor dem Abschied. «Jemandem hinterher zu laufen, ist oft leichter, als ihm hinterher zu weinen», sagt Marthe Kniep vom Dr.-Sommer-Team der Jugendzeitschrift Bravo. Weinen sollte man aber, findet die Jugendberaterin. Denn erst nach einer gründlich ausgelebten Trauerphase hat die Wut eine Chance. Die braucht es, um Abstand von der geliebten Person zu schaffen. Und so endlich nicht nur den Kopf, sondern auch das Herz frei zu bekommen.

Es gibt viele Strategien, den Ex zu vergessen. Ob man es vorzieht, tagelang im abgeschlossenen Zimmer zu weinen oder sich mit Freunden abzulenken, ist eine Typfrage. «Man sollte sich in jedem Fall die notwendige Zeit für einen Abschied nehmen», rät Marthe Kniep. Wie lang diese Trauerphase dauert, sei extrem unterschiedlich. «Während manche nach zwei Wochen schon wieder bereit für den nächsten Flirt sind, trauern andere ein halbes Jahr.»

Wie schnell Liebeskummer überwunden ist, hängt auch von der Länge der Beziehung und der Art der Trennung ab. «Wichtig ist, die Sache richtig abzuschließen», sagt Michael Arps von der Online-Jugendberatung wasnun-wastun.de des Diakonischen Werks in Berlin-Reinickendorf. Ein Gespräch könne dabei genauso helfen wie ein Ritual, bei dem man Fotos oder persönliche Gegenstände des Ex vergräbt. Mit der bewusst hergestellten Distanz falle es leichter zu akzeptieren, dass die Beziehung endgültig zu Ende ist. «Bei dieser Distanz muss man dann aber auch bleiben», sagt Arps. «Und das ist oft das Schwerste.»

Jugendlichen, die bei ihm Rat suchen, empfiehlt der Psychologe, die Handynummer des Ex zu löschen und sämtliche Chat- und Onlineforen erst einmal zu meiden. Die Versuchung, das Leben des anderen zu verfolgen, ist groß. Schließlich hat man ja mal ein Leben geteilt. Doch um den Ex wirklich zu vergessen, muss man ihn loslassen. Am besten geht das, indem man sich auf das eigene Leben konzentriert.

Mascha sollte ihre Ausflüge zum Bäcker also besser einstellen. Und die Pausen mit ihren Freundinnen verbringen. Früher oder später wird sie sich dann auch wieder auf einen neuen Jungen einlassen können. Doch wie schafft sie es, nicht jeden Jungen mit Thomas zu vergleichen? «Hier hilft es, innerlich einen Schritt zurückzutreten und sich zu fragen: Was genau vermisse ich eigentlich? Und kann ich das nur mit diesem einen Jungen oder diesem einen Mädchen erleben?», rät Marthe Kniep.

Fällt die Antwort schwer, ist der erste Schritt zum Vergessen bereits getan. Ist der oder die Ex aber weiterhin das unerreichbare Ideal, muss man härtere Geschütze auffahren. «Es kann gut tun, sich mit Leuten zu treffen, die den oder die Ex sowieso nie leiden konnten», rät Michael Arps. Nach einem ausführlichen Gespräch über die schlechten Charaktereigenschaften, die blöde Frisur und das unmögliche Trennungsverhalten sollte der Verflossene ein wenig unattraktiver geworden sein.

Sogar bei Mascha könnte das bald funktionieren. Nach längerem Nachdenken fällt ihr doch etwas Negatives an ihrem Ex-Freund Thomas ein. «Er trägt gern braune Polohemden und schlurft beim Gehen», sagt sie. «Das hat mich eigentlich immer genervt.»

car/reu/news.de/dpa

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