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Partnerschaft: Wenn der Intellektuelle das Dummchen liebt

«Gleich und Gleich gesellt sich gern» oder «Gegensätze ziehen sich an»: Was ist dran an diesen Volksweisheiten? Laut Psychologie und Soziologie entscheiden sowohl Ähnlichkeiten als auch Unterschiede darüber, wo die Liebe hinfällt.

Demi Moore und Ashton Kutcher sind glücklich verheiratet - trotz des Altersunterschied von 15 Jahren. (Foto) Suche
Demi Moore und Ashton Kutcher sind glücklich verheiratet - trotz des Altersunterschied von 15 Jahren. Bild: dpa

Sie ist mindestens 20 Zentimeter größer und 20 Kilo schwerer als er, als sie vor dem Traualtar stehen. Kein Wunder, dass unter den Hochzeitsgästen eifrig getuschelt wird, ob die Ehe zweier äußerlich so unterschiedlicher Menschen überhaupt eine Perspektive hat. Die meisten sind da eher skeptisch.

Doch es kommt immer wieder vor, dass sich Menschen ineinander verlieben, die nicht der Norm entsprechen und in den Augen der Öffentlichkeit nicht zueinander passen. Gute Beispiele aus der Promiwelt sind Marilyn Monroe und Schriftsteller Arthur Miller oder US-Schauspielerin Demi Moore und ihr junger Ehemann Ashton Kutcher.

Beziehungen dieser Art können funktionieren. Aber als notwendig für eine langfristige glückliche Beziehung erachten Experten vor allem Gemeinsamkeiten. Wenn ein Banker und eine Öko-Frau sich ineinander verlieben, können zwar Ungleichheiten durch die «rosa Brille» zu Beginn sehr interessant wirken, erklärte Psychologin Birgit Maurer, die in Wien Ende 2008 eine «Liebeskummer-Praxis» für Paare mit Schwierigkeiten eröffnet hat. «Gegensätze sind sehr bereichernd und spannend, aber mit der Zeit stellt sich heraus, ob man das auch leben kann.»

Die unliebsame Folge ist Beziehungsarbeit, die Paare, die von Anfang an eins sind, nicht leisten müssen. Will man ein Haus und Kinder? Soll man die Zukunft in der Stadt oder am Land planen? Darf in der gemeinsamen Wohnung geraucht werden? In der ersten Verliebtheit werden solchen Fragen gerne zur Seite gestellt, für eine ernsthafte Beziehung bilden sie laut Maurer aber den Prüfstein: «Das Aussehen entscheidet, wer sich kennenlernt, die Persönlichkeit, wer zusammenbleibt.»

Verliebt man sich in einen völlig andersartigen Menschen, sollte man allerdings nicht gleich die Flinte ins Korn werfen: Von Anfang an harmonische Partnerschaften könnten langweilig werden, warnt Maurer. Hinzu komme, dass jeder sich weiterentwickle und Unterschiede auch erst im Laufe der Zeit entstehen können. Auch hier ist eine Neudefinition der Beziehung gefragt. Toleranz und Möglichkeiten zur Entfaltung, die bei gegensätzlichen Partnern von Anfang an da sein müssen, gilt es erst zu lernen. Ob charakterlich unterschiedlich oder ähnlich: «In beiden Fällen haben Paare wirklich zu arbeiten», betonte Maurer. «Eine Mischung aus beidem ist eine gute Basis.»

Bei der Frage nach dem passenden Partner seien Ansprüche zudem äußerst unterschiedlich: Manche Ärztinnen suchen beispielsweise explizit nach einem Mediziner als Lebensgefährten, um sich austauschen zu können, so Maurer. Andere lehnen einen Berufskollegen strikt ab, sie fürchten Eintönigkeit und erwarten von ihrer Beziehung einen Ausgleich. Gegen absolute Gleichheit spricht außerdem die Kombination schlechter Eigenschaften. Zwei Hitzköpfe oder jähzornige Streithähne werden es schwer miteinander haben, ist die Psychologin überzeugt.

Absoluter Verfechter von «Gleich und Gleich gesellt sich gern» ist die Soziologie, die vor allem langfristige Bindungen wie die Ehe erforscht: «Danach liebt sich, was sich ähnlich ist», betonte Soziologe Sighard Neckel von der Universität Wien. Paare bilden sich nach wie vor im gleichen Milieu, der gleichen Bildungsschicht, lernen sich bei der Arbeit oder im Freundeskreis kennen. Eine Rolle würden auch soziale Laufbahnen spielen, Aufsteiger scheinen sich instinktiv zu erkennen und aneinanderzubinden. «Man sucht Ergänzungen im Ähnlichem, nicht im völlig Fremden», so Neckel. «Denn gerade dadurch, entsteht das Gefühl der Vertrautheit, der Eindruck den anderen blind zu kennen.»

Übrigens: Die Ehe des Intellektuellen Arthur Miller und der Sexbombe Marilyn Monroe, die als blondes Dummchen vermarktet wurde, hielt nur vier Jahre.

car/kat

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