Von news.de-Redakteur Sascha Gorhau - Uhr

GTN Automotive: «500 Gründe, eine Firma zu schließen»

Gerald Nitsch hat eine Vision: Als Fan und Kenner ist er der Mann, der auf eigene Faust das klassische Targadach wiederbelebt hat. News.de unterhielt sich mit dem schwäbischen Geschäftsmann über den Mythos Targa und die Umsetzung seiner Idee.

Ein Lebensgefühl: Gerald Nitsch am Steuer von einem seiner Targa-Umbauten. (Foto) Suche
Ein Lebensgefühl: Gerald Nitsch am Steuer von einem seiner Targa-Umbauten. Bild: news.de

Welche Hürden hatten Sie denn zu nehmen auf dem Weg zur Konstruktion ihres Targadaches?

Gerald Nitsch: Man muss zwei verschieden Dinge sehen. Bürokratie und geeignetes Fachpersonal sind typisch deutsche Knüppel, die einem in hierzulande zwischen die Beine geworfen werden. Es gibt immer 500 Gründe mehr, eine Firma zu schließen, als eine zu eröffnen. Doch ich bin gerne Deutscher, ich bin gerne Schwabe und deshalb gibt es für mich keine Alternative in Sachen Standort.

Wieviele Wagen verlassen ihre Manufaktur GTN Automotive pro Woche?

Gerald Nitsch: Wir fertigen knapp ein Hardtop pro Woche. Diese sind sehr stark individualisiert. Der Aufwand ist darum sehr hoch. Unsere Kapazität könnte allerdings bis hin zu einem Stück pro Tag gehen.

Gibt es Probleme wegen ihren niedrigen Stückzahlen und ihrer exklusiven Fertigung?

Gerald Nitsch: Als Manufaktur mit niedrigem Materialbedarf haben wir zum Beispiel Probleme mit unseren Zulieferern. Denn durch unsere kleinen Bestellungen haben wir für diese eine relativ kleine Bedeutung, was dann manchmal zu langen Lieferzeiten führen kann. Kleine Maufakturstrukturen sind prinzipiell schwierig, da man hohe Entwicklungsinvestitionen bei extrem kleinen Stückzahlen tätigen muss. Das führt dann natürlich zu hohen Preisen.

Wie teuer ist überhaupt so ein Targadach?

Gerald Nitsch: Wir liegen beim Basispreis bei knapp 9500 Euro. Zuzüglich Mehrwertsteuer sind dann etwas über 10.000 Euro fällig.

Wie kommt man eigentlich auf die Idee, den Porsche Targa wieder aufleben zu lassen?

Gerald Nitsch: Ich selber bin ein Fan und Leibhaber des Targa-Prinzips. Als Porsche dann mit dem Carreramodell 993 aufgehört hat, den klassischen Targa zu fertigen, habe ich mich gefragt, warum das erstens so ist und wie man zweitens eine Lösung für dieses Dilemma finden könnte. Hat das Konzept noch Gültigkeit? Ist die Kundschaft, die einen hochpreisigen Sportwagen erwirbt, überhaupt bereit, ein Dach noch mit der Hand auszubauen, oder wollen die alles elektrisch haben?

Zu welchem Schluss sind Sie gekommen?

Gerald Nitsch: Die Antwort hat eigentlich Porsche selbst gegeben. Im Carrera GT sind die Dachteile aus Carbon und man muss sie selbst herausnehmen. Das hat gezeigt, dass auch Leute, die richtig viel Geld für ein Fahrzeug ausgeben,bereit sind, dem klassischen Arbeitsprinzip des Targadaches zu folgen und sich die Hände selbst schmutzig zu machen.

In welcher Matktnische ist der Targa positioniert?

Gerald Nitsch: Der Targa ist das Richtige für Leute, denen ein Cabrio zu offen ist. Oder auch zu unsportlich wegen der schlechteren Trosionswerte im Vergleich zum Coupé. Der Targa ist da genau die Mitte: Er ist sportlich, aber auch stabil und sicher. Dabei bietet er auch die Möglichkeit, offen und luftig unterwegs zu sein.

Wo sehen Sie ihre Entwicklung, wohin wollen Sie mit Ihrer Idee?

Gerald Nitsch: Wir wollen auf jeden Fall eine kleine und feine Manufaktur bleiben. Für die Zukunft jedoch haben wir natürlich noch einige Entwicklungsprojekte. Beispielsweise bauen wir auch das Dach für den alten Porsche Targa aus Carbon, ein modernes Nachrüstteil für den Klassiker also. Ein zweites Projekt ist der Bau eines Daches für den Lamborghini LP 640 Murciélago. Der Spyder hat nur eine Art Zeltdach, das zudem nur eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h erlaubt. Das ist in den USA kein Problem, jedoch in Deutschland sehr wohl. Wir greifen also spezielle Bereiche auf, GTN Automotive will exklusiv bleiben.

Wie verläuft die Kooperation mit Porsche?

Gerald Nitsch: Eigentlich sehr gut. Unsere Idee wurde positiv in Zuffenhausen aufgenommen. Wir wissen das, weil wir unser Fahrzeug dort vorgestellt haben und Porsche ständig involviert war. Auch unter dem Risiko, dass Porsche das klassische Targaprinzip wieder aufgreift. Wir allerdings würden es begrüßen, wenn Porsche wieder den Targa baut. Zum einen würde es unseren Ansatz bestätigen. Andererseits wäre es, sollte Porsche die Fertigung wieder aufnehmen, wäre es für Besitzer eines aktuellen Carrera 997 noch attraktiver, ihr Fahrzeug als Targa umbauen zu lassen.

Gerald Nitsch ist Ingenieur für Feinwerktechnik. Der Fachmann für Mechanik, Optik, Messtechnik und Automatisierung betreibt neben GTN eine Unternehmensberatung. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt seit 25 Jahren im Bereich Marketing. Der 47-jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Alles über das Targa-Prinzip und die Lösung von GTN Automotive finden Sie hier.

sis/news.de

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