Von news.de-Redakteur Sascha Gorhau - Uhr

Gebrauchtberatung Jaguar: Die Herrschaften wären dann soweit

Die Macht der Gedanken: Der Kauf eines Jaguar XJ ist Bauch-, nicht Kopfsache. Trotz einiger Macken bietet die Raubkatze jede Menge Luxus, Komfort und Image. Wer Geld und Nerven mitbringt, kann beim XJ wahre Schnäppchen machen.

Seit Jahrzehnten die typisch britische Oberklasse-Limousine: Der XJ von Jaguar.  (Foto) Suche
Seit Jahrzehnten die typisch britische Oberklasse-Limousine: Der XJ von Jaguar.   Bild: dpa

Man kann es sich so gut vorstellen: Alteingesessener britischer Landadel. Jeden Nachmittag tea time und etwas Pfefferminz. Stilsicher und würdevoll. Was könnte da von Butler Bobby in die Tiefgarage chauffiert werden wenn nicht  eine gediegene Limousine mit einer Raubkatze auf dem Kühlergril?

Eben diese wundervolle Illusion in den Köpfen ist es wohl, die die meisten Kunden zum Kauf eines Jaguar bewegt. Die Oberklassenlimousine XJ steht für Understatement, Eleganz und dezente Sportlichkeit. Aber man muss auch ehrlich sagen, dass die Raubkatze niemals das Qualitätsniveau vor allem der deutschen Luxuskonkurrenz erreichen konnte. Egal ob Technik, Leistung oder Verbrauch: Mercedes und BMW hatten immer die Nase vorn.

Der Käuferschaft ist das egal. Die Entscheidung für einen XJ ist Bauchgefühl pur. Innen verwöhnt der Wagen mit allem nur erdenklichen Luxus: Lederausstattungen in exotischen Farben und edle Holzvertäfelungen – alles ist schön anzuschauen und schmeichelt den Herrschaften auch in Sachen Haptik.

Die technischen Schwächen und Anfälligkeiten mögen echte Fans verzeihen, wenn sie sie bezahlen können. Es gilt die alte Jaguar-Grundregel: Die Raubkatze frisst dein Geld in der Werkstatt. Die eigenwilligen Details der Limousine erfordern Fachpersonal und Spezialteile. Das kostet.

Je jünger, desto solider

Ein Trost ist immerhin, dass die letzten Baujahre auch technisch robuster und weniger anfällig geworden sind: Laut der Pannenstatistik des ADAC sind in Hinblick auf mögliche Mängel ältere Modelle deutlich problematischer als jüngere XJs.

Doch was sind die Schwachstellen des sympathischen Problemfalls? Motorgeräusche und durchgebrannte Zylinderkopfdichtungen nerven besonders beim Jahrgang 1998, abgerutschte Kühlschläuche gab es bis 1999. Ebenfalls registriert wurden Störungen im Motormanagement und an den Wegfahrsperren. Bis 1998 gab es außerdem Defekte an den Scheibenwischermotoren.

Die Geschichte der Modellreihe XJ bei Jaguar reicht zurück bis in das Jahr 1968, als das erste so gekennzeichnete Auto vorgestellt wurde. Über die Jahrzehnte wurde vor allem die Frontpartie mit den Doppelscheinwerfern und dem markanten Kühlergrill beibehalten - wenn auch immer wieder modernisiert. Erst mit der gerade vorgestellten Generation hat Jaguar sich von diesem Grunddesign verabschiedet.

Auf dem Markt finden sich mittlerweile diverse XJ-Baureihen. Unterschieden wird in Mark 1, der in drei Evolutionsstufen gebaut wurde (1968 bis 1973, 1973 bis 1979,1979 bis 1986), Mark 2 (1986 bis 1994, 1994 bis 1997, 1997 bis 2003) und Mark 3 (2003 bis 2009).

Diesel nur für neuere Modelle

Als Motoren kamen im XJ vor allem Benziner mit sechs, acht oder sogar zwölf Zylindern zum Einsatz. Bei den Modellen ab 1998 reicht die Bandbreite der Leistungen von 237 PS bis hin zu 395 PS. Ein Diesel mit 207 PS findet sich nur in jüngeren Fahrzeugen unter der Motorhaube.

Einen gebrauchten XJ 3.2 Executive aus dem Jahr 1998 gibt es heute laut der Schwacke-Liste bereits für knapp 3900 Euro. Für einen 395 PS starken XJR aus dem Jahr 2006 müssen rund 33.500 Euro eingeplant werden. Ein XJ6 2.7 Twin Turbo Diesel aus dem Jahr 2007 steht mit 31.950 Euro in der Liste. Doch wie bereits gesagt: Die Anschaffung ist nicht der größte finanzielle Posten, der bei einem XJ fällig wird. Der Unterhalt ist happig, Reparatur- und Versicherungskosten sind nicht von Pappe und Sparwunder sind die großvolumigen Sechs- und Achtzylinderasggregate - völlig überraschend - auch nicht.

Wer dafür das nötige Kleingeld übrig hat und sich vor allem von den Macken der Raubkatze nicht ärgern lässt, der kann für teils spektakulär niedrige Anschaffungspreise eine prestigeträchtige Luxuskarosse erstehen. Fahrgefühl und Eleganz des Briten sind konkurrenzlos. Und im Kopfkino des Fahrers wartet bereits Bobby, der den Wagen seiner Lordschaft am Hoftor in Empfang nimmt. Die Herrschaften wären dann soweit...

seh/news.de/dpa

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