Von news.de-Redakteur Sascha Gorhau - Uhr

Gebrauchtberatung Volvo S40 und V40: Vom Kult zum Lifestyle

Kante, Kante, über alles: Lange wurden die eckigen Schiffe aus Göteborg belächelt. Mit der 40er-Baureihe wandelte sich ein Volvo erstmals zum Lifestyle-Objekt. Als Gebrauchter offenbart der schicke Schwede allerdings einige Mängel.

Der schicke Volvo ist vor allem als Kombi beliebt. Allerdings ist er nicht ganz zuverlässig. (Foto) Suche
Der schicke Volvo ist vor allem als Kombi beliebt. Allerdings ist er nicht ganz zuverlässig. Bild: dpa

Betrachten wir die Sache mal nüchtern: Volvo-Fahrer waren bis Mitte der 1990er Jahre ziemlich sicher davor, von ihren Freunden und Bekannten für ihren guten Geschmack gelobt zu werden.

Vielmehr versprühte der biedere Schwedenstahl die Aura einer Burg auf vier Rädern. «Sicher, aber langweilig» lautete das Motto. Und obwohl die 1980er Jahre-Quader aus Göteborg im Jahre 2009 wieder einen gewissen Kultstatus genießen – die Trendwende hin zu schickem Design waren die Modelle S40 und V40.

Seit jener Zeit ist ein Auto aus dem Land der Elche auch ein Statussymbol, das mit einem gewissen Lifestyle-Image daherkommt. Einen Schweden fährt, wer individuell sein will. Nach den argen Qualitätsproblemen von Saab während der unrühmlichen GM-Ära war ein Wagen aus dem Hause Volvo für Lehrer, Sozialpädagogen und freischaffende Künstler zudem beinahe konkurrenzlos.

Dass S40 und V40 zunächst gemeinsam mit Mitsubishi-Modellen und nicht einmal in Schweden montiert wurden, tat dem Erfolg keinen Abbruch. Ein Blick in die Pannenstatistik des ADAC in München zeigt aber auch, dass Gebrauchtkäufer bei nicht mehr ganz so frischen Exemplaren des kleinen Volvo mit einigen Mängeln rechnen müssen. Gerade bei den Baureihen wurden nach Angaben des Automobilclubs undichte Motoren auffällig. Zudem wird darauf hingewiesen, dass speziell Dieselmotoren zu reißenden Zahnriemen neigen.

Außerdem sollten Interessenten auf einen festen Sitz der Ölablass-Schraube achten. Für andere Probleme kann der Umstand sorgen, dass im Winter gelegentlich die hintere Bremse einfriert. Unangenehm ist auch, dass das Lenkradschloss häufig klemmt oder völlig blockiert. Für die Baujahre 1997 und 1998 stehen außerdem «übertrieben lautstark arbeitende Klimakompressoren». Im Baujahr 1998 hakte teilweise die Schaltung, und bei Modellen aus der Zeit von 1998 bis 2002 kam es zu Problemen mit nassen Zündkerzen.

Auf dem Markt erschien die Baureihe erstmals 1996 - und zwar als Limousine S40 und Kombi V40. Eine Modellpflege stand im Jahr 2000 an. Ende 2003 erschien die Nachfolgegeneration der Limousine S40. Die Nachfolge des Kombis V40 trat 2004 das nun V50 genannte Modell an.

Die Benzinmotoren der Baureihe leisten je nach Modell und Baujahr 105 PS bis 200 PS, oder in jungen Fahrzeuge auch 230 PS. Diesel-Varianten gibt es mit 90 PS ebenso wie mit 180 PS.

Als Empfehlung bei den Benzinern kann der 2.0T gelten. Der zwangsbeatmete Vierzylinder verfügt über 160 PS, sein Verbrauch liegt im Realbetrieb bei knapp neun Litern. Dabei bietet der Turbo dank niedrigem Ladedruck guten Durchzug schon bei niedrigen Drehzahlen. Der Motor fühlt sich immer sehr kräftig an und hat keine Probleme mit dem immerhin gut 1,4 Tonnen schweren Schweden. Das kleinste Aggregat mit 1,6 Litern Hubraum ist dagegen mit dem Wagen ziemlich überfordert.

Der 1,8er reicht aus zur emotionsfreien Fortbewegung, mehr nicht. Sein Vorteil: Er braucht im Schnitt knapp 1,5 Liter weniger Benzin als das 2-Liter-Turboaggregat. Ohne Turbo sollte man überdies keinen Wagen mit Zweilitermaschine im Bug kaufen: Der Verbrauch ist so hoch wie beim Turbo – nur mit deutlichen Leistungseinbußen. Wichtig: Gerade bei Turbomodellen sind gute Pflege und seriöse Vorbesitzer wichtig, denn ein Austausch ist meist sehr teuer.

Bei den Dieseln ist vor allem vor allem von den frühen Modellen abzuraten. Speziell vom 1.9D mit 90 PS. Er stammt aus dem Hause Renault und ist mit seiner Vorkammer-Technologie ein erstens veralteter und zweitens sehr rauer Geselle. Vor allem im kalten Zustand schüttelt einen das Aggregat nach alter Diesel-Väter Sitte ordentlich durch. Das disqualifiziert ihn vor allem für den kurzstreckenlastigen Stadtverkehr. Zudem ist er nicht wirklich sparsam – im Schnitt genehmigt sich der selbstzündende Rabauke sieben Liter.

Etwas besser sind die Diesel ab dem Facelift im Jahr 2000. Der Motor stammt immer noch von Renault, aber die Leistung ist auf 102, beziehungsweise 115 PS geklettert. Damit stehen mehr Kraftreserven bei gleichem Verbrauch zur Verfügung. Außerdem ist die Laufruhe etwas besser.

Speziell in Deutschland war der kleine Volvo vor allem als Kombi gefragt - was sich auch bei den Gebrauchtpreisen bemerkbar macht. So kostet eine Limousine S40 1.8 aus dem Jahr 2002 laut Schwacke-Liste heute 5650 Euro, einen gleich alten Kombi V40 1.8 gibt es dagegen ab 6200 Euro. Für einen jüngeren V50 1.6D DPF Momentum aus dem Jahr 2007 müssen 15.200 Euro eingeplant werden.

ruk/news.de/dpa

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