Wirtschaft

Skandale: Deutschlands größte Korruptionsfälle

Der marode Immobilienfinanzier Hypo Real Estate benötigt eine weitere Finanzspritze vom Staat. Bild: ddp

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Der Flick-Skandal

Wann: 1980er Jahre

Stichworte: Schmiergeldrepublik Deutschland, Schwarzgeldaffäre

Das ist passiert: 1975 verkaufte der Flick-Konzern Aktien der damaligen Daimler-Benz AG im Wert von 1,9 Milliarden D-Mark an die Deutsche Bank. Flick beantragte in diesem Zusammenhang eine Steuerbefreiung für volkswirtschaftlich förderungswürdige Reinvestitionen beim Bundeswirtschaftsministerium. Minister Hans Friedrichs und sein Nachfolger Otto Graf Lambsdorff (beide FDP) genehmigten dies. 1981 kam ans Tageslicht, dass das Unternehmen Bargelder an Politiker aller im Bundestag anwesenden Parteien gezahlt hatte, neben Graf Lambsdorff und Friedrichs waren darunter auch Helmut Kohl (CDU), Walter Scheel (FDP) oder Franz Josef Strauß (CSU).

Die Folgen: Der Skandal rückte erstmals die Bestechlichkeit von Politikern ins Rampenlicht. Das Parteispendengesetz und die Meldepflicht der Abgeordneten bezüglich ihrer Nebeneinkünfte wurde verschärft.


Der Kölner Müllskandal

Wann: Zwischen 1994 und 1999

Stichwort: Verlust der preußischen Tugenden

Das ist passiert: Problem war die Einnahme von Spenden durch die Kölner SPD im Zeitraum von 1994 bis 1999. Die Spenden stammten zum Großteil von Unternehmen, die mit dem Bau einer Müllverbrennungsanlage beauftragt waren. Entgegen dem Parteigesetz hatte die Politiker die Gelder in Höhe von mindestens 480.000 DM nicht im Rechenschaftsbericht verzeichnet.

Die Folgen: Die Affäre hatte Einfluss auf die Bundestagswahl 2002, stand aber im Schatten der CDU-Spendeaffäre. Insgesamt läutete der Skandal die Abkehr der Annahme ein, deutsche Amtsträger handelten nach den preußischen Tugenden und seien unbestechlich.


Der Herzklappenskandal

Wann: 1996

Stichwort: Gier im weißen Kittel

Das ist passiert: Pharmafirmen sollen rund 1500 Ärzten und Technikern Schmiergelder in Millionenhöhe gezahlt haben. Damit hatten sie Herzklappen, Herzschrittmacher und Ersatzteile für Herz-Lungen-Maschinen zu Lasten der Krankenkassen bestellt und sich außerdem privat bereichert. Die federführende Staatsanwaltschaft Wuppertal hatte insgesamt 1524 Strafverfahren eingeleitet.

Die Folgen: Bis heute immer wieder Diskussionen welche Behandlungsmaßnahmen in der Medizin wirklich notwendig sind. Vertrauensverlust der Ärzte in der Bevölkerung.


Der VW-Skandal

Wann: 2005

Stichwort: Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einem Boot

Das ist passiert: Helmuth Schuster, ehemaliger Manager der VW-Tochter Skoda, und zwei seiner Mitarbeiter hatten angeblich ein Netz von Tarnfirmen aufgebaut, damit Aufträge von VW erschlichen und VW-Gelder auf Firmen und Privatkonten umgeleitet. Zudem soll Schuster für das Versprechen, eine VW-Fabrik zu bauen, drei Millionen Euro von einer indischen Provinzregierung angenommen haben. Der damalige VW-Personalchef Peter Hartz geriet in die Kritik, weil er dem Betriebsrat Geld zur Verfügung stellte, dessen Verwendung auf seine Anweisung hin nicht mehr kontrolliert wurde. Mittels Lustreisen in Firmenjets und Luxus-Prostituierten war der Betriebsrat angeblich auf die Linie des Konzern-Vorstands gebracht worden.

Die Folgen: Der VW-Skandal steht bespielhaft für eine Reihe weiterer Korruptionsskandale im Kraftfahrzeug-Bereich. Er stieß ein Nachdenken über Betriebphilosphien an und um die „Sauberkeit“ in Unternehmen.

Der Siemens-Skandal

Wann: Mindestens seit Herbst 2006

Stichwort: Weltweite Bestechung

Das ist passiert: Das Unternehmen bestach rund um den Globus hohe Funktionsträger in Wirtschaft und Politik, um an Aufträge zu gelangen. Wie viel Bestechungsgelder der deutsche Traditionskonzern dabei einsetzte, war lange Zeit unklar. Inzwischen beziffert Siemens die Summe auf 1,3 Milliarden Euro.

Die Folgen: Mehrere Konzernlenker wurden verhaftet, unter anderem der ehemalige Vorstand Johannes Feldmayer. Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer trat zurück. Vorstandsvorsitzender Klaus Kleinfeld legte sein Amt nieder. Die US-Börsenaufsicht verhängte ein Millionenbußgeld gegen das Unternehmen.

san/ruk