Neuer Eigentümer, neues Spiel: Sport1 auf dem Weg zum Unterhaltungsriesen?

Die Zeiten des reinen Sportkanals scheinen vorbei. Mit dem Einstieg der türkischen Produktionsfirma Acun Medya richtet sich der Sender neu aus. Weg vom reinen Fokus auf Fußball und Co., hin zu einem breiter aufgestellten Unterhaltungsprogramm – so zumindest der Plan.

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Kann Sport1 im hart umkämpften Markt der Unterhaltungsmedien tatsächlich zum erfolgreichen Allrounder werden und neue Zuschauergruppen gewinnen? Die kommenden Monate werden zeigen, ob die ambitionierten Pläne des neuen Eigentümers aufgehen.

Doku statt Darts

Sport1, lange bekannt für seinen Fokus auf Live-Sportübertragungen, insbesondere im Fußballbereich und Darts, steht vor einem großen Wandel. Die bisherige Strategie, die sich stark auf klassische Sportübertragungen und etablierte Formate konzentrierte, hatte in den letzten Jahren zunehmend Schwierigkeiten, sich im Wettbewerb mit anderen Sendern zu behaupten.

Der Einstieg eines neuen Mehrheitseigentümers hat den Wandel beschleunigt. Der neue Eigentümer unterstützt den strategischen Umbau, der sich in konkreten Maßnahmen zeigt: Die Einführung von neuen Dokutainment-Formaten wie „Highway Cops", „Neighbourhood Blues", „Cops – Verbrecher im Visier", „Highway Patrol" und „Border Patrol" ersetzt ältere Formate wie die „Sexy Sport Clips". Gleichzeitig mussten beispielsweise die Poker-Übertragungen weichen, trotz potenzieller Einnahmeverluste. Ja, richtig gehört, Poker wird im Sport1 TV nicht weiter übertragen.

Ziel ist es, Sport1 zukunftsfähig zu machen. Die klassischen Sportfans bleiben natürlich wichtig, aber der Sender will auch Zuschauer erreichen, die anderswo unterhalten werden. Die Sendezeiten der neuen Formate sind daher auch gezielt gewählt.

Die gleichzeitig gestartete Partnerschaft mit Muuvr, einer App zur Förderung von sportlicher Aktivität, zielt ebenfalls auf die Erschließung neuer Einnahmequellen und die Gewinnung eines diversen Publikums ab.

Millionen-Investitionen: Sport1 rüstet sich für den Wettbewerb

Mit dem Umbau zum Entertainment-Sender mutet sich Sport1 viel zu. Die Frage nach den Kosten ist daher eine heikle. Die aktuellen Zahlen sowie die Zuschauermarktanteile der vergangenen Jahre zeigen die finanzielle Situation:

• Umsatzrückgang 2024: über 50% gegenüber dem Vorjahr, auf 25,93 Millionen Euro.
• Verkauf von 50% der Anteile an Acun Medya für 30 Millionen Euro (deutlich unter den Erwartungen).
• Marktkapitalisierung 2024: 220,90 Millionen Euro (leichter Anstieg)

Digital first: Die neue Online-Strategie

Der Abschied von den Pay-TV-Sendern Sport1+ und eSports1 ist ein klares Statement, denn nun setzt der Sender voll auf Free-TV und digitale Kanäle. Die Partnerschaft mit Sportdigital sichert den Weiterbetrieb der Pay-TV-Inhalte, während Sport1 seine Ressourcen auf den Ausbau seiner Online-Präsenz konzentriert.

Ströer als neuer Partner für die digitale Vermarktung soll für mehr Einnahmen sorgen. Die Marketingstrategie setzt auf eine stärkere Präsenz in den sozialen Medien – kurze, knackige Clips, die Neugier wecken sollen. Und der Vergleich mit anderen Sendern? Dokutainment liegt im Trend. Sport1 muss sich aber im Wettkampf der Formate beweisen und ein eigenständiges Profil entwickeln.

Große Wette auf die Zukunft

Der Umbau ist gewagt, die Risiken sind enorm. Verliert der Sender mit dem Abschied vom reinen Sport seine Stammzuschauer? Der Wettbewerb im Unterhaltungssektor ist hart. Und ob die neuen Doku-Formate wirklich ziehen und es sich lohnt, dafür Sport1 Poker aus dem Programm zu werfen, bleibt fragwürdig.

Die Abhängigkeit von Werbeeinnahmen ist hoch, womit sich die Frage stellt, ob der Sender seine Investitionen rechtzeitig wieder hereinholen kann. Die Prognose ist unsicher. Zwei Szenarien sind denkbar: Entweder findet das Sport1 Programm seine neue Nische und wird zum erfolgreichen Entertainment-Player. Oder der Kurswechsel scheitert, und der Sender versinkt im Meer der Konkurrenz.

brc/news.de