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«Borgia» im ZDF: Das grausame Treiben der Sadisten-Sippe

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Die «Borgia» sind wieder da – und zwar in alter Manier. Wer dachte, Rodrigo wäre mittlerweile altersmilde geworden oder Cesare hätte seine Phase des Sturm und Drang überwunden, hat weit gefehlt. Wie eh und je spritzt bei «Borgia» das Blut, die Lenden glühen und die Intrige bleibt des spätmittelalterlichen Römers liebster Zeitvertreib.

Der Staffelauftakt mit Mord und Fellatio

Auch in der zweiten Staffel von «Borgia» haben Sünder wenig zu lachen. Bild: ZDF/Michael Driscoll

Am gestrigen Montag lief im ZDF die erste Doppelfolge der zweiten Staffel – und schon die ersten fünf Minuten legten die Gangart fest: In einer finsteren, sturmumtosten Kirche streckt Papst Alexander VI., mit bürgerlichem Namen Rodrigo Borgia, zwei Mönche nieder, die er im geistigen Dämmerzustand für seine beiden ermordeten Söhne hält. Hoppla! Nur kurz weilt die Reue des Papstes, denn sofort eilt sein Sekretär Gacet herbei und versichert, die Leichen zu entsorgen. Aus den Augen, aus dem Sinn: Der Papst wankt davon.

Szenenwechsel: Cesare Borgia, der jähzornige Sohn des Papstes, sitzt mit auf dem Rücken gefesselten Händen auf einem Stuhl, eine Mätresse kniet vor ihm. Nein, so gefällt ihm das nicht – der Heißsporn hat die Zügel lieber selbst in der Hand. Überhaupt ist der Kardinal wider Willen gerade nicht in der rechten Stimmung für Ferkeleien. Er hat Bedeutenderes im Sinn: Aus Cesare soll Cäsar werden – statt roter Robe am Leib hätte er viel lieber eine Krone auf dem Kopf. Wie stellt man das nun am dümmsten an?

Nackte Haut, wohin man schaut

Im päpstlichen Schlafgemach herrscht derweil tote Hose: Nach dem Tod seines ältesten Sohnes Juan hat Rodrigo allem Weltlichen entsagt, auch der fleischlichen Lust. Die Trauer trieb ihn zu dieser Verzweiflungstat. Doch das Zölibat ist einfach nichts für den alten Lustmolch – Giulia Farnese, des Papstes liebste Gespielin, die er sicherheitshalber außer Reichweite geschafft hatte, wird zurück nach Rom gerufen. Den Zuschauer erwarten also wieder nackte Leiber im seidenen Bettzeug.

Auch an nackten Leibern auf der öffentlichen Folterbank soll es nicht mangeln, und das Inventar perverser Instrumentarien wird um neue Perlen der Grausamkeit ergänzt. In der ersten Folge etwa wird die sogenannte Birne des Papstes eingeführt, buchstäblich: Eine längliche Metallbirne, die sich bei Drehung des inneren Gewindes entfaltet wie eine Tulpe, wird einem Homosexuellen in den Leib gerammt – rektal, versteht sich – und verrichtet dort ihr blutiges Werk. Widerlich, und der Pöbel grölt.

Auch ein Borgia kann lieben

Es behaupte aber niemand, ein Borgia habe kein Herz! Auch von wahrer, tiefempfundener Liebe ist nämlich die Rede. Doof nur für die Angebetete, dass sie sich ausgerechnet Cesare in den Kopf gesetzt hat. Doof auch, dass sie dem Krönungswilligen als Prinzessin von Neapel doppelten Anreiz zur Werbung bietet. Geht es um seine Herzensdame, ist Cesare zu allem entschlossen. Einer Intrigantin, die ihm einen Umweg zum Thron vorschlägt, der allerdings über den Tod der Prinzessin führt, brennt er prompt ein Kreuz in die Stirn. Dem Nebenbuhler rammt er das Horn eines Stieres in den Bauch.

Bleibt zu hoffen, dass die Prinzessin freiwillig nachgibt, ansonsten greift wohl auch hier die Borgia-Regel «und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt».

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lis/news.de