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Bundesliga: Wie viel Kumpel darf ein Trainer sein?

Respektsperson und Kumpeltyp: Pierre Littbarski (links) und Jürgen Klopp. Bild: dapd/news.de (montage)

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Sein Spitzname «Litti» ist tabu. Ab sofort heißt es beim VfL Wolfsburg: «Herr Littbarski bitte». Als Co-Trainer wurde Pierre Littbarski von seinen Spielern noch geduzt, seit seiner Beförderung zum Chefcoach vor elf Tagen greift der 50-Jährige knallhart durch. Direkt nach seinem Amtsantritt suspendierte er den Brasilianer Diego, weil dieser unter Vorgänger Steve McClaren eigenmächtig einen Elfmeter ausgeführt hatte. Nun schmiss er mit Alexander Madlung und Thomas Kahlenberg zwei weitere Profis raus, weil «sie sich nicht zu 100 Prozent einbringen und mit uns identifizieren».

«Wenn ein Trainer wie Pierre Littbarski die Mannschaft bereits kennt, dann hat er viele Dinge mitbekommen und weiß, an welchen Schrauben er drehen kann. Jeder Trainer muss seinen eigenen Weg finden, Regeln durchzusetzen. Diese Maßnahmen müssen aber auch zur Person passen», sagt Sportpsychologe Werner Mickler zu news.de.

Favre siezt als einziger Trainer selbst

Auch Lucien Favre setzt auf Autorität. Der Schweizer, der am Montag Schlusslicht Borussia Mönchengladbach übernahm, ist der einzige Bundesligacoach, der sich nicht nur selbst siezen lässt, sondern dies auch mit seinen Spielern macht. Doch wie viel Respekt ist gesund?

«Ein Cheftrainer muss in jedem Fall eine kritische Distanz zu seinen Spielern haben. Er muss Entscheidungen treffen, die ihnen auch manchmal wehtun, wenn er sie nicht spielen lässt oder sich von ihnen trennen will. Darum darf er keine zu enge, kumpelhafte Beziehung eingehen», sagt Mickler, der auch für die psychologische Ausbildung des Fußball-Lehrer-Lehrgangs beim [tt=Deutscher Fußballbund]DFB zuständig ist.

«Auf eine natürliche Autorität kommt es an»

Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und Holger Stanislawski sind die Gegenbeispiele zu Littbarski und Favre. Sie lassen sich von ihren Spielern duzen und pflegen eine eher «freundschaftliche Beziehung». Mit großem Erfolg: «Kloppo» ist mit dem BVB Tabellenführer, Tuchel mit Überflieger Mainz Fünfter und «Stani» steht mit Aufsteiger St. Pauli auf Platz elf.

«Normalerweise heißt es Sie und Trainer. Es kommt aber weniger auf das Du oder Sie an, sondern mehr auf eine natürliche Autorität und wie respektvoll Trainer und Spieler miteinander umgehen.» Das sei auch in anderen Berufen so, wo der Chef seine Mitarbeiter duzt. «Da ist es auch wichtig, dass sich der Angestellte im Sinne des Unternehmens hinter die Entscheidungen des Vorgesetzten stellt», sagt Mickler zu news.de.

Bei Klopp, Tuchel und Stanislawski funktioniert das offenbar. Auch wenn Spieler wie Robert Lewandowski oder Lewis Holtby häufig auf der Bank Platz nehmen müssen, wird nicht gemault. Ein Beispiel, in dem der Angestellte nicht den Entscheidungen des Vorgesetzten gehorchte, ist wiederum Wolfsburgs Brasilianer Diego. In diesem Fall sei die Schuld laut Mickler aber mehr beim Spieler als bei der fehlenden Autorität des Trainers zu suchen: «Egoisten gibt es nun mal in der Bundesliga.»

Du oder Sie? Erfahren Sie in unserer Fotostrecke, welche Trainer sich siezen und welche sich duzen lassen.

kln/reu/news.de