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Neue EU-Flugregeln: Handgepäck an Bord: In Zukunft mehr Flüssigkeit erlaubt

Noch könnte es etwas dauern, bis sich die neuen Regeln an den Flughäfen durchsetzen. Bild: picture alliance/dpa | Maja Hitij

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  • Flugreisende dürfen dank neuer EU-Regeln wieder mehr Flüssigkeit mitführen
  • Dank CT-Scannern sollen bald wieder größere Mengen an Flüssigkeit erlaubt sein
  • Vorerst bleiben die alten Regeln erhalten, da die Technik oft noch fehlt

Für Flugreisende galten bislang strenge Regeln für Flüssigkeiten im Handgepäck. Nun ist in der EU der Weg für ein Ende der Flüssigkeitsmengen-Begrenzung bei Flugreisen frei. Die Europäische Union hat Scanner zugelassen, die flüssige Sprengstoffe zuverlässig erkennen können und größere Flaschen im Handgepäck theoretisch erlauben, wie eine Sprecherin der EU-Kommission der Deutschen Presse-Agentur sagte. Alles Weitere sei nun Sache der Flughäfen.

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Alte Regeln sind zunächst weiterhin gültig

Allerdings dürfte das Ende der100-Milliliter-Behälter-Regel in Deutschland aber noch etwas auf sich warten lassen - und das, obwohl entsprechende Scanner längst vorhanden sind. Grund ist, dass es weiter auch alte Geräte gibt. Denn: Bislang können Reisende nicht vorab darüber informiert werden können, an welchem Scanner sie die Sicherheitskontrolle durchlaufen werden. Zudem fehlt an manchen neuen Geräten die richtige Software.

Somit wird vorerst wohl auch weiterhin gelten, dass Fluggäste Flüssigkeiten nur in Behältern mit einem Volumen von bis zu 100 Millilitern mitnehmen dürfen - und diese in einem wieder verschließbaren transparenten Plastikbeutel mit einem maximalen Fassungsvolumen von bis zu einem Liter verpackt sein müssen. Alle anderen, größeren Flaschen landen entsprechend weiterhin im Müll.

Mehrere deutsche Flughäfen haben neue Scanner

Auch am größten deutschen Flughafen in Frankfurt stehen nach Angaben einer Sprecherin bereits an 40 der knapp 190 Kontrollspuren die neuartigen Scanner. 40 weitere Geräte sind fest bestellt. Doch erwartungsgemäß wird es auch hier dauern, bis sich die neuen Regeln durchsetzen. Die Sprecherin verweist darauf, dass man vorher nicht wissen könne, mit welcher Technologie das Handgepäck des jeweiligen Fluggastes geprüft werde. Wann der gesamte Flughafen mit der neuen Technologie ausgestattet ist, stehe nicht fest.

Ähnlich geht es am Münchner Flughafen zu: Hier müssen sich die Passagiere ebenfalls gedulden. Die notwendigen Scanner sind zwar bereits in größerer Zahl am Flughafen München vorhanden, allerdings muss noch die Software der Geräte angepasst werden, wie ein Sprecher der Regierung von Oberbayern mitteilt. Aus Rücksicht auf das hohe Fluggastaufkommenwährend der bayerischen Sommerferien werden die Anpassungen jedoch auf einen bislang unbekannten Zeitpunkt verschoben. Die Beschränkung von 100 Millilitern bleibt so auch hier erst einmal bestehen. An den Kontrollspuren mit der alten herkömmlichen Technik gilt sie ohnehin weiter.

Neue Scanner sind Computertomographen

Nach Angaben der EU-Kommission werden derzeit bereits etwa 700 Geräte mit der jetzt zugelassenen Technik auf Flughäfen in 21 Ländern der Europäischen Union eingesetzt oder installiert. Die Geräte des britischen Herstellers Smiths Detection durchleuchten das Handgepäck mit der aus der Medizin bekannten Technik der Computertomographie (CT). Statt weniger unscharfer Aufsichtsbilder liefern sie ohne Tempoverlust Hunderte Aufnahmen des Gepäckstücks, was am Kontrollschirm dreidimensionale Ansichten und die schichtweise Durchleuchtung des Gepäckinhalts ermöglicht.

Deshalb waren größere Flüssigkeitsmengen bisher verboten

Doch wie kam es überhaupt zum Flüssigkeits-Verbot bei der Gepäckkontrolle? Tatsächlich wurden die Flüssigkeitsbeschränkungen im Luftverkehr bereits 2006 eingeführt - als Grund nennt die Bundespolizei auf ihrer Webseite einen bekannten Vorfall aus Großbritannien. Damals war bekanntgeworden, dass Terroristen potenziell aus mehreren Flüssigkeiten einen flüssigen Sprengstoff herstellen könnten. Damals konnte ein Attentat mit einer solchen nur knapp verhindert werden. Mithilfe des CT können glücklicherweise mittlerweile sowohl feste als auch flüssige Sprengstoffe erkannt werden. Daher können ab sofort zumindest theoretisch auch größere Mengen mitgeführt werden, ohne dass jede Tasche noch einmal einzeln durchsucht werden muss.

Umstellung auf neue Geräte bleibt aufwendig

Die bundesweite, vollständige Umstellung aller Kontrollspuren sei aufwendig, teilte eine Sprecherin des Flughafenverbands ADV mit. Sie verursache nicht nur hohe Anschaffungskosten, sondern erfordere auch umfangreiche bauliche Anpassungen an den Kontrollstellen, etwa weil die Geräte größer sind. Eine Finanzierung der Kontrollgeräte könnte - je nach Zuständigkeit für die Durchführung der Kontrollen - durch die Flughafenbetreiber selbst, das Bundesinnenministerium oder die Luftsicherheitsbehörden der Länder erfolgen.

CT-Scanner sind grundsätzlich schon seit einigen Jahren im Einsatz. Unmittelbar nach ihrer Einführung wurden an den entsprechenden Spuren teilweise auch größere Flüssigkeitsbehälter akzeptiert. Eine offizielle Empfehlung gab es allerdings nicht - und dazu tauchten im vergangenen Sommer auch noch Zweifel an der Zuverlässigkeit der Gepäckscanner auf. Die EU ordnete daraufhin weitere Überprüfungen an.

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/ife/news.de/dpa

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