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Simon Böer: «Es ist wie ein sechsmonatiger Sprint»

Simon Böer verlässt sich intuitiv auf seine Kollegin Luise Bähr. Bild: news.de

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Der Wechsel von Alisa – Folge Deinem Herzen zu Hanna – Folge Deinem Herzen ist erfolgreich gelungen. Haben Sie die Reaktionen der Fans verfolgt, beispielsweise im Forum auf der ZDF-Seite von «Hanna»?

Simon Böer: Ich hab erst einmal nicht im Forum nach Reaktionen geschaut, sondern meine volle Konzentration der Arbeit an der Rolle gewidmet. Mittlerweile gucke ich von Zeit zu Zeit gerne ins Forum und auf meine Fanbookseite bei Facebook. Mir sind die Reaktionen der Fans auf unsere Arbeit schon wichtig. Und es ist toll, so ein gutes Feedback zu bekommen. Das motiviert.

Man merkt Ihnen und Luise Bähr an, dass die Chemie einfach stimmt. War das von Anfang an so?

Böer: Luise und ich sind einfach ein Dreamteam. Das war ziemlich schnell klar, gleich beim Casting, zu dem ich eigentlich ohne große Erwartungen gegangen bin. Ich war der Letzte an diesem Tag. Luise hatte schon 20 Männer vor mir geküsst, ein strammes Programm hinter sich und hätte dementsprechend erledigt sein müssen. Als wir die Castingszene einmal durchgespielt hatten, wusste ich: «Ich muss diese Rolle kriegen.» Wenn man eine Kollegin hat, die nach solch einem Tag noch so präsent ist, Impulse aufnimmt und so viel gibt, kann man sich nur beglückwünschen und zusammen viel wagen – zum Beispiel gemeinsam eine Telenovela anzugehen.

Ist es das Erfolgsgeheimnis von Schauspielern, die vor der Kamera arbeiten, dass man auf dem Punkt präsent sein muss?

Böer: Ja, genau darum geht es. Ich bin sehr froh, dass ich gerade in einer Telenovela spiele und das jeden Tag trainieren darf. Davor habe ich, neben Theater und Kino, zwar auch schon in Serien gespielt, aber nicht in Daily-Formaten. Bei unserem Pensum ist Zeit in jeder Hinsicht äußerst kostbar. Wir drehen 43 Minuten am Tag, da sollte idealerweise eigentlich schon alles beim ersten Take sitzen. Und dieses «auf dem Punkt da zu sein», das trainiert sich hier sehr gut.

Dieser Dreh heute, die vielen Proben, verschiedenen Einstellungen für eine Szene, ist dann wohl eine Ausnahme vom üblichen Drehpensum.

Böer: Das ist eine große, große Ausnahme und wird sehr liebevoll und zeitintensiv von allen Seiten bedient. Überhaupt ist es ein großer Unterschied von Außendreh zu Studio, weil wir im Studio mit drei Kameras gleichzeitig drehen - da bleibt mitunter das ganz große Kino schon mal auf der Strecke. Hier draußen, mit einer Kamera, ist das Arbeiten schon anders. Es freut mich sehr, dass wir bei Hanna so einen großen Außendrehanteil haben.

Die Folge, die heute gedreht wird, wird Mitte Juli ausgestrahlt. Ohne allzu viel zu verraten, worauf können sich die Fans in den kommenden Wochen gefasst machen?

Böer: Es wird sehr spannend. Mich persönlich freut, dass ich mit der Figur des «Oskar Castellhoff» einen Gegenspieler auf der «bösen Seite» habe. Andreas Hofer, der den Oskar spielt, ist ein hervorragender Schauspieler, mit dem man in der Szene, selbst bei diesem engen Zeitplan, Dinge passieren lassen und aufeinander vertrauen kann. Luise und ich verlassen uns auch intuitiv aufeinander. Man spürt sich. Für große Diskussionen ist gar kein Platz. Aber zurück zur Frage: Auf der Geschäftsebene von Castell Cuisine wird viel passieren und natürlich wird es spannend sein, wie es mit Hanna und meiner Rolle des Maximilian Castellhoff weitergeht, denn da gibt es die einen oder anderen Irrungen und Wirrungen. Die Umwege, die halt dazugehören.

Daily-Formate bedeuten ein unglaubliches Drehpensum von bis zu zwölf Stunden. Wie schalten Sie am Abend ab und finden Entspannung?

Böer: Danach kann man nicht abschalten, weil man Text lernen muss. Nach Drehschluss ist eben noch nicht Feierabend. Ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wie wir das eigentlich alles machen.

Aber Sie schaffen es.

Böer: Irgendwie stehe ich ja hier und mache einen ganz guten Job. (lacht) Es ist eine große Herausforderung, die man sportlich nehmen muss. Ich vergleiche das immer mit Hochleistungssport, einer ständigen absurden Sprint-Situation, die eben nicht nach 100 Metern gelaufen ist, sondern schon mal ein halbes Jahr andauern kann. Ein Grund dieser Belastung standzuhalten, ist vermutlich unser wunderbares, tolles Team – die Spezialeinheit, wie ich sie nenne. Alle ziehen an einem Strang, Hand in Hand, hoch konzentriert und trotzdem gut gelaunt. Ein intensives Energielevel, das einfach beflügelt und das Unmögliche möglich macht.

Die Belastung, die Sie erwähnen, wirkt sich dabei aber vermutlich nicht nur körperlich aus. Wie sieht es mit dem Privatleben aus?

Böer: Ein Privatleben hat man nicht wirklich mehr. Dafür lernt man hier, auf sehr schmalem Zeitgrad, zu sich zu kommen und sich zu erden. Mir war bewusst, dass ich mein Leben für den Drehzeitraum voll und ganz der Telenovela verschreibe. Ich habe das große Glück eine bezaubernde Frau und zwei wundervolle Kinder zu haben. Die wenige Zeit, die uns neben der Produktion bleibt, ist unsagbar wertvoll und gibt mir viel Kraft.

Verbringt man bei der wenigen Freizeit, die einem bleibt, nach Drehschluss noch Zeit mit seinen Serienkollegen oder widmet man diese der Familie und engen Freunden?

Böer: Ich habe hier Kollegen, mit denen mich schon jetzt eine gute Freundschaft verbindet, die weit über unser Projekt hinausgeht. Ab und an gehen wir mal einen trinken. Leider viel zu selten, weil es die Zeit nicht erlaubt.

Erlaubt denn der straffe Zeitplan überhaupt eine Krankheit?

Böer: Wir dürfen nicht krank werden. (lacht) Ich hab auch schon mit einer heftigen Grippe gedreht. Am Ende der Woche habe ich versucht zu rekapitulieren, meine Arbeit zu resumieren und konnte mich nicht wirklich erinnern. (lacht) Wie gesagt, wenn man das nur ein halbes Jahr und nicht sein ganzes Leben macht, kann man das schon schaffen. Aber wenn es nicht mehr geht, dann geht es einfach nicht mehr und man muss halt aussetzen oder im schlimmsten Fall aussteigen. In so einem Fall werden die Drehbücher umgeschrieben. Und es ist nun einmal so: Jeder von uns ist ersetzbar.

Bei Ihnen ist das schon etwas schwieriger, schließlich sind Sie der Hauptdarsteller.

Böer: Aber es gibt hier ja noch andere Kollegen. Maximilian könnte plötzlich einen Autounfall haben. Dann könnte die Figur des Stefan Faber ja vielleicht irgendwann ... Wer weiß. (lacht)

Hanna – Folge Deinem Herzen ist ursprünglich für ein halbes Jahr geplant, angenommen, sie wird ähnlich wie die Vorgängerserie Alisa um weitere sechs Monate verlängert. Was würden Sie nach einem Jahr Telenovela-Dreh machen? Ausgiebigen Urlaub oder sich direkt in das nächste Projekt stürzen?

Böer: Natürlich kann ich es mir gut vorstellen, erst einmal einen Monat in der Sonne auszuspannen, zu surfen, ein Buch zu lesen, mit den Kindern Sandburgen zu bauen....Aber ich liebe meinen Beruf und werde mich mit Sicherheit recht schnell wieder in das nächste Abenteuer stürzen.

Simon Böer wurde 1974 in Bonn geboren. Er studierte Schauspiel an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg. Neben Engagements an Theatern war er unter anderem in Serien wie Der Elefant - Mord verjährt nie, Nikola, Wolffs Revier oder Polizeiruf 110 oder in Kinofilmen wie Agnes und seine Brüder (2004) oder in Elementarteilchen (2005) zu sehen. Seit Februar 2010 ist als «Maximilian Castellhoff» in der ZDF-Telenovela Hanna - Folge Deinem Herzen zu sehen.

car/news.de