Von news.de-Redakteurin Isabelle Wiedemeier - Uhr

Welterbe: Was der Unesco-Titel in die Kasse bringt

«Unesco-Welterbe», das klingt gut. Mehr zunächst aber auch nicht. Denn Geld gibt es nicht von der Kulturorganisation der UNO. Und so ein Welterbe muss auch erstmal unterhalten werden. Dennoch lohnt sich der Titel auch finanziell.

Der Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau verzeichnet dank Welterbe-Titel rund 15 Prozent mehr Besucher. (Foto) Suche
Der Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau verzeichnet dank Welterbe-Titel rund 15 Prozent mehr Besucher. Bild: dpa

Für Dresden ist der Zug abgefahren. Die führenden Politiker in Stadt und Land waren der Meinung, den Titel «Unesco Welterbe» habe ein Juwel wie Sachsens Landeshauptstadt nicht unbedingt nötig.

Aber Deutschland hat noch weitere Welterbestätten, 33, nachdem die Unesco-Komission in Sevilla nun statt Dresden das Wattenmeer als Weltnaturerbe in die Liste aufgenommen hat. Die Unesco selbst schiebt keinen Cent in die von ihr ausgezeichneten Orte. Aber ihr Stempel ist dennoch Bares wert. Am greifbarsten ist dies in Deutschland derzeit durch die 150 Millionen Euro, die Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee in einem Förderungsprogramm zur Verfügung stellt - «erstmalig, aber nicht einmalig», wie der Vorsitzende des Vereins Unesco-Welterbestätten, Horst Wadehn, betont. «Das Tiefensee-Ministerium hat klar gesagt, dass wir da noch viel mehr Geld brauchen», sagt er gegenüber news.de.

Im Prinzip lässt sich der wirtschaftliche Effekt der Marke Welterbe schwer in Zahlen fassen. «Es gibt keine Erhebungen, man kann nur den tourismusrelevanten Aspekt sehen. Allerdings sind die Objekte ohnehin so exorbitant, dass es genug Gründe gibt, dahin zu fahren», meint der Marketingleiter von Köln Tourismus, Klaus Odenthal, der für das Welterbe Kölner Dom zuständig ist. Allerdings, räumt er ein, existiere tatsächlich ein Tourismus, der sich an den Stätten entlanghangelt: «Gerade in Fernost und Übersee gibt es spezielle Reiseführer und Reiseveranstalter für Leute, die von Welterbestätte zu Welterbestätte reisen wie andere auf dem Jakobsweg.»

Ein paar konkrete Fakten hat der Welterbeverein dennoch sammeln können. Rund 50 Millionen Besucher sähen sich im Jahr die deutschen Stätten an, sagt Horst Wadehn. «Das sind überwiegend Tagestouristen, die im Schnitt 30 Euro am Zielort ausgeben. Da kommen wir auf 1,5 Milliarden Euro, die umgesetzt werden», rechnet er vor. Übernachtungen sind da noch nicht bedacht, weil nicht nachvollziehbar.

Der Profit variiert natürlich je nach Angebot. Deshalb arbeitet das sächsische Bad Muskau an der Grenze zu Polen derzeit daran, mehr Einnahmequellen in seinem Welterbe-Park zu schaffen, die gleichzeitig als Höhepunkte Besucher ziehen. Denn den Landschaftspark des Fürsten von Pückler-Muskau kann jeder kostenlos betreten. «Es gibt keinen Automatismus, dass Geld fließt, sobald man in den Katalog aufgenommen ist», sagt die stellvertretende Geschäftsführerin Cornelia Wenzel. Die Dauerausstellung im Schloss ist kostenpflichtig, dazu kommen Führungen, Souvenirs und Publikationen, listet sie direkte Einnahmequellen auf.

Bad Muskau ist seit 2004 Welterbe, eine Studie für 2006/2007 hat, vorsichtig geschätzt, Besuchersteigerungen zwischen 10 und 20 Prozent ausgemacht. Das freut auch die örtlichen Gastronomen und Reiseveranstalter. Rund drei Millionen Euro bekommt Bad Muskau nun aus dem Tiefensee-Topf, bewilligt für vier konkrete Projekte. So kann die teilweise baupolizeilich gesperrte Schlossgärtnerei restauriert und die englische Brücke über die Neiße nach Polen wiederaufgebaut werden. «Das hätten wir und so nicht leisten können», sagt Wenzel.

Eine Steigerungsrate von zehn Prozent ist auch der Schnitt, den Horst Wadehn für die Gesamtheit der deutschen Welterbestätten ausmacht. Seit 2001 kümmert sich der Verein um das Gesamtmarketing in Deutschland, macht Werbung, vertritt auf Messen, in den Medien, fördert den Tourismus und pflegt Kontakte zur Wirtschaft.

Welterbe sein ist jedoch nicht nur eine Ehre, betont Wadehn. «Es ist kein touristisches Label, sondern birgt auch eine ganze Menge Verpflichtungen, die Orte zu erhalten. Das gilt es von vornherein klar zu erkennen», fordert er, nicht ohne Seitenblick auf Dresden. Allerdings gebe es bisher keinen einzigen Fall, wo der Stempel Welterbe negativ ins Gewicht gefallen ist.

mat/news.de

Bleiben Sie dran!

Wollen Sie wissen, wie das Thema weitergeht? Wir informieren Sie gerne.