Von news.de-Mitarbeiterin Stephanie Bremerich - Uhr

TV-Filmtipp: Die schöne Kling trauert um ihre Ehe

Am Ende der Liebe angelangt: Der schönen Schauspielerin Anja Kling platzt der Kragen. Sie verlangt die Trennung vom Ehemann und übersieht dabei, dass auch ihre Kinder leiden. Heute Abend im Ersten.

Privat ist Anja Kling glücklich ohne Trauschein und lebt mit ihren Eltern, der Familie ihrer schauspielernden Schwester Gerit und ihrem Lebensgefährten und zwei Kindern bei Potsdam unter einem Dach. Beruflich ist die 37-jährige Schauspielerin heute Abend verheiratet und hat viel Stress in ihrer Ehe mit Filmmann Bernhard Schir.

Die beiden sind ein attraktives Ehepaar, haben zwei bezaubernde Kinder und endlich ein eigenes Haus im Grünen: Auf den ersten Blick scheinen Sonja und Lukas genau den Traum vom Kleinfamilienidyll zu leben, den uns Bausparkassen und Versicherungen in der Werbung verkaufen.

Die perfekte Fassade bröckelt

Schon beim Einzug ins neue Heim bröckelt die perfekte Fassade. Redakteur Lukas (Bernhard Schir) verbringt mehr Zeit im Büro als daheim und lässt die überforderte Sonja (Anja Kling) mit Kisten und Kindern beim Umzug allein. Vorwürfe und Streitereien sind schnell an der Tagesordnung. Bereits die ersten zehn Sendeminuten des TV-Dramas Vom Ende der Liebe machen deutlich, dass in Wahrheit gar nichts mehr in Ordnung ist zwischen Lukas und Sonja.

Nach 16 Jahren Ehe stehen sich die beiden wie zwei Fremde gegenüber, die außer ihren Kindern Nele (Lili Meinhard) und Tomi (Mika Seidel) nichts mehr gemeinsam haben. Der Traum vom Eigenheim entpuppt sich plötzlich als ein letzter, verzweifelter Versuch, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Doch auch ein gemeinsames Bauprojekt kann nicht kitten, was ein marodes Fundament im Laufe der Jahre ausgehöhlt hat: Lukas und Sonja stehen vor den Trümmern ihrer Ehe.

Vom Ende der Liebe ist ein Film über den Anfang vom Ende und setzt dort ein, wo eine Ehe aufhört. Regisseur Till Endemann und Drehbuchautor Harald Göckeritz konzentrieren sich ganz auf das, was nach dem Bruch kommt: Lukas zieht aus, und Sonja muss sich eine Vollzeitstelle als Zahnarzttechnikerin suchen. Als sich die Situation auch finanziell immer mehr zuspitzt, droht der Verkauf des Hauses, und Sonja plant einen Umzug nach Trier.

Dass der Riss nicht nur durch die Partnerschaft der Eltern, sondern durch die ganze Familie geht, steht im Mittelpunkt der SWR-Produktion. Natürlich wird, trotz aller guten Vorsätze, am Ende doch ums Sorgerecht gestritten, und schuldig machen sich irgendwie alle: Sonja, weil sie mit den Kindern aus ihrer gewohnten Umgebung wegziehen will, Lukas, weil er plant, das Haus zu verkaufen, die pubertierende Nele, weil sie ihren Frust an ihrem Bruder auslässt und ihre Eltern gegeneinander ausspielt. Wie man es anders und besser machen kann – darauf gibt Vom Ende der Liebe keine eindeutigen Antworten. Viele Fragen bleiben ganz bewusst offen.

Schnörkellos und unprätentiös

Hierin liegt auch die eigentliche Originalität des Films, der sich dem zugegebenermaßen ziemlich unoriginellen und abgefrühstückten Thema von einer anderen Seite nähert. Statt den Weg in die Krise zu inszenieren, ist es die Hilflosigkeit aller Familienmitglieder, mit eben dieser Krise umzugehen, die in den Fokus rückt. Vom Ende der Liebe ist kein Ehe-, sondern ein Familiendrama, das schnörkellos und unprätentiös ein Exempel über den Alltag in vielen deutschen Haushalten statuiert.

Genau in diesem Weitwinkel-Ansatz liegt aber auch die größte Schwäche des Films, denn der Blick aufs Allgemeine tendiert leider so manches Mal in Richtung Beliebigkeit. Das liegt weniger an den Schauspielern, von denen besonders Lili Meinhard hervorzuheben  ist, als vielmehr an der fehlenden psychologischen Tiefenschärfe bei der Konzeption der Charaktere.

In den Vordergrund rücken dadurch paradoxerweise nicht die Figuren, sondern die Strukturen – ein Kompromiss, der dem Film nicht unbedingt zum Vorteil gereicht. Unterm Strich erscheint Vom Ende der Liebe mehr wie eine Art mustergültige Fallstudie und weniger wie ein bewegendes, menschliches Drama. Solide inszeniert, aber nicht wirklich mitreißend.

Bestes Zitat: «Vielleicht waren wir zu arglos im Umgang mit unserer Liebe. Vielleicht haben wir wie selbstverständlich darauf gebaut, dass sie halten würde.» (Sonja/Anja Kling)

Titel: Vom Ende der Liebe
Regie: Till Endemann
Darsteller: Anja Kling, Bernhard Schir, Lilli Meinhardt, Mika Seidel und andere
Sendetermin: Mittwoch, 21. September 2011, 20.15 Uhr, das Erste

car/news.de