Von news.de-Mitarbeiterin Julia Zahnweh - Uhr

«Salto Vitale»: Jutta Speidel von Italo-Machos verführt

Eine betrogene Ehefrau auf Selbstfindungstrip in Bella Italia: Salto Vitale strotzt nur so vor Italo-Kitsch und kommt auch nur schwer in die Gänge. Doch Jutta Speidel rettet den ARD-Film in letzter Minute. Auch die nett anzuschauenden Italo-Machos sind ein Grund, einzuschalten. 

In den Armen des galanten Tanzlehrers Omero (Cosimo Fusco) findet Manuela (Jutta Speidel) zu neuer Lebensfreude.  (Foto) Suche
In den Armen des galanten Tanzlehrers Omero (Cosimo Fusco) findet Manuela (Jutta Speidel) zu neuer Lebensfreude.  Bild: ARD Degeto/Ronny Lang

Eigentlich hört es sich nach einem typischen Christine-Neubauer-Film an: Eine Frau Anfang 50 erkennt, dass ihr Leben nur noch eine Farce ist. Ihr Mann hat eine Geliebte, auch ihr Beruf erfüllt sie nicht mehr. Doch obwohl sie eine taffe Geschäftsfrau und Familienmanagerin ist, fühlt sie sich zuerst für einen Veränderungen emotional zu labil, gibt sich gar selbst die Schuld an der Affäre ihres Mannes. Doch dann rafft sie sich doch noch zu einem Neustart auf - und zu was für einem: neues Land (Italien), neues Hobby (Tanzen), neuer Job (Café-Besitzerin) und jede Menge Italo-Machos, denen sie den Kopf verdreht.

Diesmal ist es aber nicht Neubauer, die sich für die ARD-Zuschauer von einem unsicheren Mädchen in eine starke Frau verwandelt. Regisseur Bernd Fischerauer hat die Rolle mit Jutta Speidel besetzt. Für einen Film, der nur so vor Klischees trotzt, eine sehr gute Wahl. Denn allein Speidels überzeugendem Spiel ist es zu verdanken, dass aus Salto Vitale trotz des oftmals überzogenem Italo-Kitschs und der zum Teil dürftigen Geschichte noch ein passabler Film geworden ist - sogar mit ein wenig Tiefgang. Zuerst hat der Film jedoch ein Paar Anlaufprobleme.

Einfallsloses Drehbuch

Manuela (Jutta Speidel) ist eine Frau, die scheinbar mitten im Leben steht. Zusammen mit ihrem italienischen Ehemann Tino (Uwe Kockisch, Commissario Brunetti) hat sie das Unternehmen ihrer Eltern übernommen sowie zwei Kinder großgezogen. Doch dann erfährt sie auf dem Weg zu ihrem kranken Schwiegervater in Italien durch einen Zufall, dass ihr Mann Tino sie seit zwei Jahren betrügt. Aus Versehen hat sie dessen Handy eingesteckt und liest die für ihre Ehe verhängnisvollen SMS. Seit zwei Jahren schon betrügt Tino sie und sie hat von alldem nichts mitbekommen.

Dieser «Zufall» wirkt konstruiert und ebenso der Grund, warum Manuela alleine nach Italien zu ihrem kranken Schwiegervater fährt: Tino muss in Deutschland bleiben, um sich um das Geschäft zu kümmern. Warum das Manuela nicht an seiner Stelle hätte tun können, wird nicht ganz klar. Da hätten sich die Drehbuchautoren schon ein paar bessere Kniffe ausdenken können.

In Bella Italia angekommen kümmert sich Manuela um den herzkranken Schwiegervater und versinkt erst einmal in Selbstzweifeln. Sie gibt sich selbst die Schuld an der Affäre ihres Mannes, den sie nicht verlieren will. «Wie blind muss man denn sein oder wie gefühlskalt muss man denn sein, dass man zwei Jahre das nicht bemerkt?»Das alles wirkt irgendwie gestelzt. Ebenso Tinos Eherettungsaktion: Bei Sätzen wie «Ich habe mich halt verliebt. Du gehörst trotzdem noch zu meinem Leben» mag man eigentlich nur noch abschalten.

Jutta Speidel rettet den Film

Wer aber jetzt doch noch dranbleibt, wird belohnt. Denn nun kommt nicht nur Manuela, sondern auch der Film richtig in Gang. Manuela emanzipiert sich von ihrem untreuen Ehemann, findet wieder zu sich selbst und entscheidet sich für einen Neuanfang in Italien. Jutta Speidel ist in ihrem Element, das Spielen macht ihr sichtlich Spaß. Im Café ihres Schwiegervaters blüht sie auf, flirtet mit den Männern, entdeckt ihre Leidenschaft fürs Tanzen und erfüllt sich auch einen beruflichen Traum: Sie eröffnet ein Kaffeehaus. Vor allem wie die Italo-Machos um Manuela buhlen, ist nicht nur aus optischen Gründen herrlich anzuschauen. Und was das Ende angeht, da überzeugen sogar noch die Drehbuchautoren.

Mit der Hilfe von Speidels immerhin zum Ende hin authentischem Spiel ist aus Salto Vitale noch ein recht ansehnlicher Film geworden. Was vielleicht auch daran liegen mag, dass die Schauspielerin aus eigener Erfahrung weiß, wie die italienischen Männer ticken und wie man sie bezirzen kann. Seit 2003 ist sie mit dem italienischen Schauspieler Bruno Maccallini zusammen, der allseits bekannt ist aus der Kaffeewerbung («Isch abbe gar keine Auto, Signorina ») und in dem Film einige kurze Auftritte hat. Jutta Speidel spielt halt nicht nur die entspannte Leichtigkeit Süditaliens, sie lebt sie.

Bestes Zitat: «Ich habe mich halt verliebt. Du gehörst trotzdem noch zu meinen Leben.» (Tino/Uwe Kockisch)

Titel: Salto Vitale
Regie: Bernd Fischerauer
Darsteller: Jutta Speidel, Uwe Kockisch, Xaver Hutter und andere
Sendetermin: Freitag, 9. September 2011, 20.15 Uhr, Das Erste

car/news.de

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