Von news.de-Mitarbeiter Sebastian Stoer - Uhr

«Tele-Gym»: Und hoch das Bein!

Medizin nach Noten, Enorm in Form, Tele Ski-Gymnastik - Fitnessendungen zum Mitmachen gab es in der Geschichte des deutschen Fernsehens viele, aber nur Tele-Gym hat überlebt. Seit 20 Jahren hält die Sendung ihre Zuschauer schlank.

Johanna Fellner ist die bekannteste Trainerin bei Tele-Gym. (Foto) Suche
Johanna Fellner ist die bekannteste Trainerin bei «Tele-Gym». Bild: BR/PSF Film + Video GmbH

Erinnerungen an hopsende Aerobic-Lehrerinnen in hautengen, pastellfarbenen Outfits prägen das  Bild des Urgesteins Tele-Gym. Eine westdeutsche Kindheit wird wach, in der eine Grippe zwar den Weg in die Schule ersparte, aber am Morgen auch den Blick auf merkwürdig herumspringende Gestalten frei gab. Der Dauerbrenner Tele-Gym feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag und füllt, nachdem er diverse Konkurrenten überlebt hat, ein Monopol im deutschen Fernsehen aus.

Die Ursprünge der TV-Fitness zum Mitmachen liegen in den USA: Ab 1951 moderierte der Fitness-Guru Jack LaLanne die nach ihm benannte Show. Sie setzte schon damals Standards, die bis heute für jede Fitnesssendung gelten. Im Trainingsanzug gekleidet, sprach er seine vornehmlich weiblichen Zuschauer direkt an und versuchte, sie zu mehr Körperertüchtigung zu motivieren. Dann machte er, untermalt von Musik, ein paar Übungen, die von Liegestützen bis zum Training der Gesichtsmuskulatur reichten.

Das Pendant aus dem Osten war eher dran

Das deutsche Fernsehen zog einige Jahre später nach: Während in der DDR das staatliche Fernsehen ab den 1960ern mit der Sendung Medizin nach Noten den Bürger für mehr Sport begeistern wollte, führte mit dem Beginn der 1970er Jahre die steigende Beliebtheit des Skifahrens in der Bundesrepublik dazu, dass diverse Fitnesssendungen rund um das Thema Skigymnastik gezeigt wurden. Schließlich wollte der Zuschauer auf den Urlaub auf der Piste vorbereitet werden.

Olympiasiegerin Rosi Mittermeier konnte für die Sendung Tele Ski-Gymnastik als Vorturnerin gewonnen werden. Dann veröffentlichte Schauspielerin Jane Fonda 1982 in den USA ihr Fitnessvideo Jane Fonda's Workout und löste mit 17 Millionen verkauften Einheiten den weltweiten Aerobic-Boom aus. Die Gymnastik im Rhythmus aktueller Tanzmusik verjüngte die Vorstellung von Fitness merklich: Die Gesundheit war nicht mehr ausschließlicher Grund für körperliche Ertüchtigung, sondern der Spaß und die jugendliche Schönheit einer Jane Fonda.

So machte sich der Wechsel vom biederen Trainingsanzug hin zum hautengen Body plus Stulpen  auch im deutschen Fernsehen bemerkbar: Probierte sich das ZDF ab 1983 mit der Sendung Enorm in Form am neuen Trendsport zum Diskoschlager eines Ralph Siegel aus, konterte das DDR-Fernsehen 1985 mit einer aufgepeppten Neuausgabe von Medizin nach Noten - nun auch zu internationaler Musik.

Aus der Ski-Gymnastik wird Tele-Gym

1991 folgte schließlich Tele-Gym im Ersten, was im Prinzip eine Weiterführung der Sendung Tele Ski-Gymnastik darstellte. Der Titel wurde gekürzt und die Sendung somit thematisch allgemeiner gefasst. Zunächst bot die Sendung mit der ersten Staffel Aerobic für Einsteiger und Fortgeschrittene genau das, was man vom Zeitgeist der spaßverliebten frühen 1990er erwarten durfte: Ein etwas steriles Aufnahmestudio wurde bunt beleuchtet und mit technoider Musik beschallt, zu der die durchtrainierten Protagonisten in grellen Outfits hin und her sprangen. So waren die von Aerobic-Meisterin Christiane Reiter gezeigten Übungen wohl eher etwas für junge Menschen, die ohnehin schon sportlich waren.

Doch auf die Gefahr, dass die älteren Zuschauer von der gezeigten Hyperaktivität eines Sportprogramms abgeschreckt werden könnten, reagierten die Macher schon bald mit der Produktion von Aktiv und gesund ins Alter. Die Betonung des gesundheitlichen Aspekts von Seniorensport ist mit der wichtigste Grund für den Erfolg von Tele-Gym. So spiegeln sich auch heute die Bedürfnisse der Zielgruppe in den verschiedenen Titeln der einzelnen Trainingseinheiten wieder: Täglich von 7.15 bis 7.30 Uhr findet man Episoden wie Wild und Weiblich oder Fit - auch ohne Sport und um 9 bis 9.15 Uhr Yoga-Pilates-50Plus oder Prävention Osteoporose.

Aus der Tele-Gym-Redaktion heißt es, dass für Fans vor allem die Konstanz und Regelmäßigkeit des Programms wichtig ist. Der Sport hat seit Jahren seinen festen Platz im Tagesablauf. Der Unterschied zu vergangenen Tagen: Selten wird in einem Studio, stattdessen fast ausschließlich in freier Natur gedreht. Und was früher Christiane Reiter im Ersten war, ist heute Fitness-Expertin Johanna Fellner im Bayerischen Rundfunk: bekanntestes Gesicht und unfassbar gut gelaunte Trainerin.

«Wege aus dem alltäglichen Stress und Anspannung zu finden und Schmerzen gar nicht erst aufkommen lassen», das ist das erklärte Ziel von Tele-Gym im Jahr 2011. Im Vergleich zur verblichenen Konkurrenz geht die Sendung wesentlich behutsamer vor und wirkt weniger wie Drill. Für Fitness-Papa Jack LaLanne hat sich die gesunde Lebenweise übrigens gelohnt: Erst nach 34 Jahren beendete er seine TV-Karriere im Jahr 1985. Anfang 2011 starb der Vater der TV-Fitness im Alter von 96 Jahren.

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ruk/ham/news.de