Von news.de-Redakteurin Corina Broßmann - Uhr

Arte-Serie: Porno ist Familiensache

In der Sexindustrie scheint Familie keinen Platz zu haben. Ganz anders bei den Valadines: Sie leiten gemeinsam ein Pornoimperium. Kinder und Enkel werden in eine Welt der kommerziellen Erotik hineingeboren und suchen darin nach ihrer Identität.

Das Pornolabel Xanadu steht für ästhetische Erotik. Das Problem des Seniorchefs: Mit harten Streifen lässt sich mehr Geld machen. An diesem Konflikt zerbricht die Unternehmerfamilie. (Foto) Suche
Das Pornolabel Xanadu steht für ästhetische Erotik. Das Problem des Seniorchefs: Mit harten Streifen lässt sich mehr Geld machen. An diesem Konflikt zerbricht die Unternehmerfamilie. Bild: arte

Die Familie Valadine hat Probleme wie jede andere. Geheimnisse, Missverständnisse und unausgespochene Konflikte. Die drei Kinder lieben und hassen sich, konkurrieren mit- und finden wieder zueinander. So weit, so normal. Nur geht es bei den Machtspielchen der Valadines grundsätzlich um Sex. Denn Vater Alex leitet das Pornoimperium Xanadu.

Arte zeigt vom 30. April bis 21. Mai 2011 immer dienstags um 22 Uhr jeweils zwei Folgen einer achtteiligen Familiensaga, die auf ungewohnte und lebendige Art und Weise die Pornobranche Frankreichs widerspiegelt.

Zusammen mit Sexstarlett Elise Jess gründete Alex Valadine einst ein erfolgreiches Erotikfilmlabel. Elise war aber bis zu ihrem mysteriösen Tod nicht nur seine Geschäftspartnerin, sondern auch seine Frau, Muse und Mutter seiner Kinder. Bei den französischen Filmemachern ist Porno Familiensache. Im Erdgeschoss des Herrenhauses werden Sexfilme produziert, in den oberen Etagen wohnen die Valadines mit Kindern und Enkeln. Eine etwas befremdliche, aber scheinbar heile Welt.

Wäre da nicht der veränderte Markt des 21. Jahrhunderts. Auch für die Pornobranche ändern sich die Zeiten. Xanadu geht es wirtschaftlich immer schlechter. Der Markt verlangt nach härteren Filmen ohne Handlung und mit umso mehr Sexszenen und sogenannten Gonzo-PornosMeist Pornofilme ohne Handlung, die nur aus Sexszenen bestehen. Die Besonderheit von Gonzos ist, dass der Kameramann beziehungsweise Regisseur nicht als neutraler Beobachter agiert, sondern für den Zuschauer ersichtlich in das Geschehen eingreift – indem er zum Beispiel Anweisungen gibt, Dialoge mit den Darstellern führt oder selbst an sexuellen Handlungen teilnimmt. . Die will Seniorchef Alex nicht drehen. Er vertritt den alten Stil und klammert sich an seine Vision von anspruchsvoller Erotik. Seine Kinder Laurent, Lapo und Sarah hingegen denken da sehr viel kommerzieller. Sie sind zunehmend unzufrieden mit dem Familienoberhaupt und reißen sich darum, die Firma übernehmen und retten zu können. Die tiefergehenden Brüche innerhalb der Familie sind bald nicht mehr zu verbergen. Wird Alex Valadine die Zukunft seines polarisierenden Unternehmens in die Hände der nächsten Generation legen oder Xanadu in den Ruin treiben?

Doch egal, ob das Pornoimperium nun untergeht oder nicht - eines steht für den Zuschauer schnell fest: Dass jedes einzelne Familienmitglied zu einem tragischen Helden geworden ist. Hin- und hergerissen zwischen der gesellschaftlichen Ächtung ihrer Branche und dem gemeinsamen Erbe, suchen alle verzweifelt ihren inneren Frieden - und werden nicht fündig.

Die Familiensaga Xanadu zeigt ungeschminkte Realitäten. Vielschichtig und abgründig. Dabei gibt die Serie kein Werturteil über die Sexbranche ab. Die Probleme der Protagonisten sind universell. Die Angst zu versagen, belastende Jugendsünden und gestörte Eltern-Kind-Beziehungen beschäftigen nicht nur die Familie der Pornofilmmacher. Die Kälte der Pornobranche ist nur ein exemplarisches Abbild der Welt, die uns alle umgibt.

Xanadu läuft ab dem 30. April 2011 immer samstags in Doppelfolgen ab 22.55 Uhr bei Arte.

wie/news.de

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