Von Andreas Hardt - Uhr

Drama in Bahama: Muhammad Alis letzter Kampf

Vor genau 30 Jahren stand er das letzte Mal im Ring. Bereits gezeichnet von der Parkinson-Krankheit wollte es Muhammad Ali gegen den Jamaikaner Trevor Berbick noch einmal wissen. Doch aus dem «Drama von Bahama» wurde das «Trauma von Bahama».

Aus dem Drama wurde das Trauma von Bahama: Trevor Berbick (links) gegen Muhammad Ali. (Foto) Suche
Aus dem Drama wurde das Trauma von Bahama: Trevor Berbick (links) gegen Muhammad Ali. Bild: dapd

Seine Sprache war bereits verschleppt und undeutlich, vor allem unter Stress. «Hirnschäden von den vielen Schlägen in der Karriere» hatten zwei Ärzte festgestellt, darunter auch sein langjähriger Leibarzt Ferdie Pacheco. Er hatte Probleme mit der Fitness, war so schwer wie nie zuvor in seiner langen Laufbahn, über 107 Kilogramm. «Alle Fans, die ihn immer angefeuert haben, werden sich für ihn schämen», prophezeite der alte Kontrahent George Foreman. Aber Muhammad Ali wollte unbedingt gegen Trevor Berbick boxen, an jenem 11. Dezember des Jahres 1981.

Wer Ali bei seinem bis heute letzten öffentlichen Auftritt am 14. November 2011 gesehen hat, konnte nicht anders, als tief erschüttert zu sein. Seit Jahren leidet der ehemalige Schwergewichtsweltmeister an der Parkinsonschen Krankheit. Man sah die Symptome schon vor 30 Jahren, nur beurteilte man sie nicht richtig. Die dementia pugilistica, auch Boxer-Syndrom genannt, ist inzwischen in der Medizin längst anerkannt. Eine neurale Dysfunktion bei Menschen, die häufigen Schlägen an den Kopf ausgesetzt sind.

Alis Motivation für den Kampf ist unklar

Dementsprechend furchtbar war Alis letzter Kampf im Ring vor genau 30 Jahren. Als «Drama in Bahama» wurde der Fight in Nassau vermarktet. Alis Mutter und seine Frau waren strikt gegen das Duell. Kein Veranstalter in den USA wollte seinen Segen geben. Zu demütigend war Alis Niederlage 14 Monate zuvor gegen Larry Holmes ausgefallen, als Trainer Angelo Dundee ihn nach zehn Runden erlöste. Wenn es den einen Kampf zu viel gab, war es der gegen Holmes, nicht der gegen Berbick.

1,1 Millionen Dollar soll Ali für seinen Auftritt auf den Bahamas kassiert haben. Geld, das ein obskurer Unternehmer namens James C. Cornelius irgendwie aufgetrieben hatte. Eine Woche vor dem Kampf kam Don King auf die Bahamas geflogen, um seine Promoter-Rechte an Berbick geltend zu machen, er wurde von fünf Mann in einem Hotelzimmer verprügelt. Berbick selbst drohte unmittelbar vor dem Kampf noch mit der Absage, weil er nur 100.000 der vereinbarten 350.000 Dollar erhalten hatte.

Alis Motivation für diesen letzten Auftritt ist unklar. «So wie gegen Holmes kann ich nicht aufhören», wurde er zitiert. Ein Schlankheitsmittel habe ihn da so geschwächt, dass er praktisch keine Reflexe mehr hatte. Auch von finanziellen Problemen war zu lesen, die Millionen hat er wohl wirklich gebraucht. Und da war wohl auch ein Rest des großsprecherischen Selbstvertrauens, das seine Karriere geprägt und ihn berühmt gemacht hat: «Ich bin der Größte».

Zaubertricks nur vor dem Kampf

Zum vierten Mal wollte er Weltmeister werden. Nach dem Sieg gegen Berbick wollte Ali den WBAWBA steht für World Boxing Association und ist eine von vier Boxorganisationen. -Champion Mike Weaver fordern. Keine Gegner für den jüngeren, «alten» Ali, der vor dem Kampf auf einer Pressekonferenz Zaubertricks vorführte und noch einmal tönte: «Berbick ist so leicht zu treffen, der wird sauer, wenn du ihn verfehlst.»

Aber Ali war eben nicht mehr der alte Ali, sondern nur noch ein sehr gealterter Ali. Berbick, ein limitierter Boxer ohne besondere Klasse, machte was er wollte. Ali stand an den Ringseilen und versuchte sich so gut wie möglich zu schützen. Kein Tempo, keine Klasse, ein kranker Mann. «Ich fühle mich jetzt wirklich wie 40», sagte Ali nach der klaren Punktniederlage.

Berbick wurde 2006 in Jamaika ermordet

Als «Trauma in Bahama» bezeichnete die Presse Alis 61. und letzten Kampf im Ring. Sein Kampf gegen seine Krankheit begann erst danach und wurde auch zu einem großen Teil in der Öffentlichkeit geführt. Ali versteckte sich und seine stetig fortschreitende Erkrankung nicht. Er war weiter unterwegs für Menschenrechte weltweit, so lange er noch konnte. Er rührte die Weltöffentlichkeit, als er zitternd das Olympische Feuer 1996 in Atlanta entzündete.

Er erwies in diesem November seinem alten Rivalen Joe Frazier die letzte Ehre und bezahlte fünf Tage später dafür mit einer Einlieferung ins Krankenhaus. «Es geht ihm wieder so gut, wie man es erwarten kann», teilte anschließend seine Familie mit. Was kann man erwarten? Am 17. Januar jährt sich Alis Geburtstag zum 70. Mal.

Trevor Berbick boxte noch bis zum Jahr 2000. Er wurde mehrmals verhaftet und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. 2002 wurde er aus den USA ausgewiesen und am 2006 in seinem Geburtsland Jamaika ermordet. Letztlich ein Kleinkrimineller im Schatten des Größten.

kru/phs/news.de/dapd

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