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Greenwashing: Öko-Lüge! So täuschen Nestlé und Co. die Kunden

Immer mehr Unternehmen verschleiern ihre umweltschädlichen Aktionen hinter einem grünen Image. Wie der Trick mit dem Greenwashing funktioniert, zeigen prominente Beispiele bekannter Firmen.

Unternehmen verschleiern mit Greenwashing das sie zum Beispiel den Regenwald abholzen. (Foto) Suche
Unternehmen verschleiern mit Greenwashing das sie zum Beispiel den Regenwald abholzen. Bild: picture alliance/Ralf Hirschberger/dpa-Zentralbild/dpa

Die neue grüne Welle überschwemmt in der westlichen Welt jeden Haushalt. Verbraucher wollen selbst Einfluss auf die Klimakrise nehmen und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in Dritte-Welt-Ländern mit ihren Kaufentscheidungen bekämpfen. Dabei tappen sie aber ungewollt in die Greenwashing-Falle.

Greenwashing für ein positives Image

"Der Begriff Greenwash, auf deutsch Grünwaschen oder Grünfärben, bezeichnet eine Strategie, mit der sich Akteure durch die gezielte Verbreitung von Desinformation ein Image ökologischer Verantwortung zu verschaffen suchen", definiert "Lobby Control" den Begriff. Es geht den Unternehmen nicht per se darum, ihre Umsätze zu steigern, sondern Entscheidungsträger wie Politiker, Journalisten und kritische Verbraucher zu beeinflussen. Dafür bauen sie mit verschiedenen Strategien ein grünes Image auf.

Wie sieht die PR-Strategie beim Greenwashing aus?

"Gute Greenwash-Kampagnen schaffen es, Menschen in die Irre zu führen und ihnen ein positiv verzerrtes Bild eines Unternehmens zu vermitteln, ohne explizit die Unwahrheit zu sagen." Dafür setzen sie verschiedene PR-Instrumente ein. Werbekampagnen sind ein Teil der Aktionen. Unternehmen gehen eine Alibi-Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen ein, loben kleine Umweltprojekte in den höchsten Tönen oder gründen Scheininitiativen – immer gespickt mit Öko-Wörtern. Neben Werbekampagnen veröffentlichen sie "Responsibility Reports" mit Kommentaren von wohlgesonnenen Umweltorganisationen. Außerdem sind "Hope Stories" ein cleveres Mittel. Sie erzählen beispielsweise, wie genmanipulierter Mais den Hunger in der Dritten Welt stoppt.

Viele Unternehmen verfolgen auch langfristige Ziele mit dem sogenannten "Deep Greenwash". Sie wollen damit in der Umweltpolitik Selbstregulierungsmechanismen durchsetzen. "Freiwillige Verhaltenskodizes oder Selbstverpflichtungen von Unternehmen sollen verbindliche gesetzliche Vorgaben ersetzen", definiert Lobby Control die Strategie. Das funktioniert oft nicht, aber sie schaffen es, Gesetzesentscheidungen zu verzögern.

Mit diesen Tricks färben sie sich eine grüne Weste, um die Konsumenten und wichtige Entscheidungsträger zu beeinflussen. Besonders die großen Unternehmen nutzen die Methode ganz gezielt, wie diese zwei Beispiele deutlich zeigen.

McDonald's setzt auf Grasverpackungen und vegane Burger

Die Fastfood-Kette McDonald's ist nicht gerade für seine Nachhaltigkeit bekannt. Dennoch verpasst sich der Burger-Riese mit Green Washing ein positiveres Image. Das Unternehmen starte die Kampagne "Scale for good". Sie wollen bis 2030 30 Prozent weniger Kohlendioxid produzieren. Dafür gehen sie ganz offensichtlich die für sie größten Klimasünden an: Fleisch und Plastikverpackungen. Vor kurzem zeigte die Fast-Food-Kette die Verpackungen der Zukunft in Berlin. Plastikstrohhalme sollen durch Röhrchen aus Apfeltrester ersetzt werden. Und der Burger kommt dann in einer Verpackung aus Grasfasern auf den Tisch.

Dieses Fleisch für den umweltfreundlich verpackten Burger stammt aus Deutschland, schreibt die Franchise-Kette. Sie sagen aber nicht, wo das Tierfutter herkommt. Das Tierfutter besteht aus Sojabohnen, die von "Cargill" stammen. Laut einer Untersuchung von "Mighty Earth" wurden durch den Futterlieferanten seit 2011 in der brasilianischen Savanne und im bolivianischen Amazonas Becken für die Bohnen 800.000 Hektar Regenwald abgeholzt.

Mit ihrem veganen Burger tut McDonald's scheinbar auch etwas für die Umwelt. Doch der Burger-Patty stammt von "Garden Gourmet", einem Produkt aus dem Hause "Nestlé". Mit dieser Kooperation geht der Fast Food Gigant eine Zusammenarbeit mit einem anderen Pionier des Greenwashings ein.

Nestlé und der Plastikmüll

Nestlé ist mit verantwortlich für enorme Plastikmüllberge, entdeckte Greenpeace und veröffentlichte Bilder von Plastik-Inseln auf Indonesien. Doch Nestlé hat reagiert und will bis 2025 mehr recyceltes oder wiederverwendbares Plastik einsetzen, ist auf der Unternehmensseite zu lesen. Mit Danone, Coca Cola, Nestlé Waters und Origin Materials hat das Unternehmen 2017 die "NaturALL Bottle Alliance" gegründet. Damit soll an ökologischen Verpackungslösungen geforscht werden. Bis dahin setzt der Konzern weiterhin auf Plastik und versucht die Problematik medienwirksam mit verschiedenen Aktionen zu verdecken.

Grünes Influencer Marketing

Um vor allem dem Verbraucher klar zu machen, das hier ist eine nachhaltige Alternative angeboten wird, nutzen Firmen geschickt Influencer Marketing. Bekannte grüne Blogger oder Instagram-Stars bewerben in den sozialen Medien scheinbar nachhaltige Produkte – und das oft ohne zu hinterfragen, was die Unternehmen im Hintergrund treiben. Besonders auffällig wird das bei Influencern, die regelmäßig mit dem Flugzeug durch die Welt jetten und dann von Umweltschutz sprechen. In diesem Fall kommt ein weiteres Instrument zum Tragen, das Green Storytelling.

Royals und Lena Meyer-Landrut betreiben Green Storytelling

Die vermeintlichen Vorbilder geben ungefiltert Informationen weiter. Wie im Fall von Meghan Markle und Prinz Harryverhalten sie sich nicht immer umweltfreundlich. Denn sie fliegen viel mit dem Flugzeug und sprechen dann davon, den Planeten zu schützen. Sie unterstützen zwar Umweltprojekte, aber unwissentlich betreiben sie so Greenwashing für Firmen. Auch für Lena Meyer-Landrut hagelte es heftige Kritik von Fans, als sie ihre H&M-Kollektion herausbrachte. Die Sängerin spricht oft von Nachhaltigkeit, unterstützt aber eine Firma mit unethischen Standards.

Dass diese Unternehmen wahrlich nicht nachhaltig sind, ist bekannt, aber durch grüne Markenpsychologie 2.0 kaufen es Konsumenten einfach ab. Ohne stundenlange investigative Recherchen und Nachfragen erkennt der Otto-Normalverbraucher die Grünfärberei nicht. Gerade bei großen Untenehmen sollten Verbraucher die Versprechen nicht glauben und ihren vermeintlichen nachhaltigen Weg nicht unterstützen.

/loc/news.de

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