Von news.de-Redakteurin - Uhr

Rechtsbeistand: So erkennen Sie einen guten Anwalt

Sei es ein Streit mit dem ehemaligen Arbeitgeber oder ein Zwist mit dem Nachbarn - ohne Rechtsanwalt haben Verbraucher kaum eine Chance, zu ihrem Recht zu kommen. Den richtigen Anwalt zu finden, ist jedoch leichter gesagt als getan. News.de gibt Tipps, wie Sie es doch schaffen. 

Mit einem guten Rechtsanwalt ist Justitia auf Ihrer Seite - die Tipps von news.de verraten Ihnen, woran Sie einen guten Anwalt erkennen. (Foto) Suche
Mit einem guten Rechtsanwalt ist Justitia auf Ihrer Seite - die Tipps von news.de verraten Ihnen, woran Sie einen guten Anwalt erkennen. Bild: ap

Tipps aus dem Bekanntenkreis sind Gold wert

Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben der Bundesrechtsanwaltskammer knapp 156.000 praktizierende Anwälte in Deutschland. Wer für einen Rechtsstreit schnell einen Advokaten sucht, ist meist von der Fülle der verfügbaren Anwälte überfordert. Durchgestylte Internetseiten und Kanzleibüros in bester Innenstadtlage sind jedoch nicht immer untrügliche Zeichen für einen guten Anwalt.

Da die Wahl eines Rechtsanwalts viel mit Vertrauen zu tun hat, setzen Verbraucher am besten auf Empfehlungen aus dem Familien- und Freundeskreis. Wer im persönlichen Umfeld bereits mit Anwälten zu tun hatte, kann mitunter wertvolle Tipps geben. Ein Blick ins örtliche Branchenbuch oder die Suche im Internet helfen weiter. Nicht zuletzt ist der örtliche Anwaltsverein oder das ortsansässige Gerichtsverzeichnis eine gute Quelle, um Kontakte zu Juristen zu knüpfen.

Auf Fachanwaltstitel achten

Theoretisch kann jeder Anwalt jeden juristischen Fall bearbeiten - ein breit gefächertes Themenspektrum ist schließlich Gegenstand eines Jurastudiums. Das heißt jedoch nicht, dass jeder Anwalt sich auf jedem Gebiet perfekt auskennt. Achten Sie deshalb bei der Entscheidung für einen Rechtsanwalt auf seine Qualifikationen.

Diese erkennen Sie am besten an Fachanwaltstiteln - denn diese belegen, dass der Jurist zusätzliche Seminare und Prüfungen absolviert sowie in einer Vielzahl von Mandaten Praxiserfahrung gesammelt hat. Nur wenn der Rechtsanwalt kontinuierlich an Fortbildungen teilnimmt, kann er seinen Fachanwaltstitel behalten. Demgegenüber sagen Tätigkeits- und Interessenschwerpunkte von Anwälten weniger über nachweisbare Zusatzqualifikationen aus. Rechtsanwälte, die weniger als zwei Jahre tätig sind, dürfen im Übrigen nur Interessenschwerpunkte angeben.

In Deutschland gibt es laut Fachanwaltsordnung (FAO) aktuell zwanzig Fachanwaltsbezeichnungen. Dazu gehören unter anderem Fachanwaltstitel für Arbeitsrecht, Erbrecht, Familienrecht, Sozialrecht, Strafrecht oder Versicherungsrecht. Welcher Anwalt der richtige ist, hängt von der Art Ihres juristischen Problems ab. Je nachdem, ob Sie Ärger mit dem Arbeitgeber, in Steuerfragen oder als Vermieter haben, sollten Sie einen Fachanwalt für das entsprechende Gebiet ausfindig machen. Nur so ist Ihr Fall in erfahrenen und qualifizierten Händen.

Einen guten Anwalt beim ersten Gespräch erkennen

Neben diesen fachlichen Argumenten gehört ein sympathisches und kompetentes Auftreten eines Anwalts zu den untrüglichen Zeichen, dass Sie einen guten Rechtsbeistand gefunden haben. Nimmt sich ein Anwalt im ersten Gespräch Zeit und lässt Sie Ihr Anliegen in Ruhe vorbringen, spricht das für einen Anwalt. Nachfragen und realistische Einschätzungen, was in einem Gerichtsverfahren erreicht werden kann, zeichnen einen erfahrenen Anwalt aus. Dazu gehört auch, einen neuen Mandanten weder in Panik zu versetzen noch ihn in übermäßiger Sicherheit zu wiegen, was das bevorstehende Gerichtsverfahren angelangt.

Eine gute Erreichbarkeit per Telefon, notfalls auch außerhalb der Bürozeiten, ist ebenfalls ein Plus. Ihr Anwalt hält vereinbarte Termine pünktlich ein und gibt Ihnen Bescheid, sobald sich etwas in Ihrem Fall tut? Er lässt Ihnen Kopien von Schriftsätzen aus Ihrer Rechtsangelegenheit zukommen? Dann deutet alles darauf hin, dass Sie einen guten Rechtsbeistand gefunden haben. Nicht zuletzt ist die Sympathie zwischen Ihnen und dem Anwalt ausschlaggebend - schließlich berät Ihr Rechtsanwalt Sie in persönlichen Rechtsangelegenheiten, ein gutes Vertrauensverhältnis ist also ein Muss.

Vorsicht vor Advokaten, die Ihnen bereits im ersten Beratungsgespräch einen konkreten Verfahrensausgang prognostizieren. Von einem solchen Rechtsanwalt ist ebenso abzuraten wie von einem Rechtsbeistand, der sich selbst als Staranwalt in den Mittelpunkt drängt. Als Mandant sind Sie das wichtigste in einem Verfahren - für einen guten Anwalt ist das selbstverständlich.

Kostenfragen frühzeitig klären

Ein empfehlenswerter Rechtsanwalt wird Ihnen auch frühzeitig erläutern, welche Schritte in Ihrer Rechtsangelegenheit eingeleitet werden müssen. Spricht Ihr Anwalt beizeiten die für den Mandanten entstehenden Kosten an, bleibt Ihnen ein späteres, mitunter böses Erwachen erspart. Ihr Honorar dürfen Anwälte übrigens nicht eigenmächtig festlegen: In welcher Höhe ein Rechtsanwalt entlohnt wird, bestimmt das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG). Bei außergerichtlichen Tätigkeiten ergibt sich das Honorar aus dem Zeitaufwand oder wird pauschal abgerechnet.

Finanzschwachen Verbrauchern steht zudem die Möglichkeit offen, Beratungshilfe oder Prozesskostenhilfe zu beantragen. Dabei helfen Rechtspfleger des örtlichen Amtsgerichts. Kann die individuelle Bedürftigkeit festgestellt werden, wird ein Berechtigungsschein ausgestellt. Dann übernimmt der Staat die Kosten, die bei einer Gerichtsverhandlung anfallen, oder es wird eine Teil- oder Ratenzahlung vereinbart. Für eine anwaltliche Beratung bezahlen nachweisbar finanzschwache Mandanten mit Berechtigungsschein nur einen geringen Betrag aus eigener Tasche. Außerdem kann eine Rechtsschutzversicherung die finanzielle Belastung eines Rechtsstreits abfedern.

sca/news.de

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