Von news.de-Redakteurin Isabelle Wiedemeier - Uhr

Internationale Beziehung: Multikulti ist Sprengstoff in der Liebe

Wir sind global vernetzt und jetten um den Globus. Kein Wunder, dass zwölf Prozent der Ehen binational sind. Doch wenn zwei Kulturen sich richtig nah kommen, kracht es oft im Detail. Ein neues Buch nimmt internationale Beziehungen auseinander.

Jede achte Ehe, die in Deutschland geschlossen wird, ist binational. Wie viele «gemischte» Paare hierzulande unverheiratet zusammen leben, sagt keine Statistik, doch eins ist klar: Dank Immigration, Erasmus-Stipendien und Reisefieber bildet die Liebe immer mehr Brücken zwischen Kulturen.

Dabei ist es eigentlich egal, ob deutsch-türkisch, -spanisch, -dänisch, -japanisch oder -südafrikanisch, nationenübergreifend versteht man sich ziemlich gut, wenn es um die kuriosen und kritischen Momente so einer internationalen Beziehung geht. Denn sobald zwei Menschen aus unterschiedlichen Kulturen sich ineinander verhaken, passieren immer wieder ähnliche Dinge.

Nicole Basel und Marike Frick sind dicke Freundinnen. Marike lebt mit ihrem spanischen Freund Roberto in Neustrelitz, Nicole ist mit ihrem Morten nach Kopenhagen gezogen. Und während Marike im Wahnsinn der binationalen Hochzeitsvorbereitungen steckt und versucht, deutsche und spanische Essenszeiten zu vereinbaren, fühlt sich ihre Freundin Nicole in Kopenhagen gerade total einsam.

Wenn der Charme des Fremden zum Feind wird

So zumindest beschreiben es die beiden jungen Frauen in ihrem Buch Tapas zum Abendbrot. Und haben damit gleich zwei klassische Situationen der kulturübergreifenden Liebe abgedeckt. Hier können Sie das Buch direkt bestellen.

Wer einen Spanier heiratet, kann schon mal an den unterschiedlichen Essenszeiten scheitern, sind Inder im Spiel, können sich schnell 1000 Leute auf der Gästeliste tummeln. Auf der anderen Seite kennt jeder, der schon einmal für die Liebe alles hingeschmissen hat und dem Partner einfach hinterher zog, die Einsamkeit im fremden Land, das im Urlaub noch so auf- und anregend erschien.

Der dann die fremde Sprache noch nicht gut genug beherrscht, um sich mit Ausländeramt, Vermietern und Arbeitsagentur auseinanderzusetzen und somit permanent die Abhängigkeit vom Partner zu spüren bekommt. Für den sich die fröhliche Aufgeschlossenheit der Südeuropäer plötzlich in lautstarke Oberflächlichkeit verwandelt oder die charmante Zurückhaltung der Asiaten in hinterhältige Verschlossenheit. Und der gemerkt hat, dass im Urlaub oder Uni-Austausch viel leichter Kontakte zu knüpfen sind als im einsamen Erwachsenenalltag.

Wir fühlen uns als Globetrotter und meinen, den Globus zu kennen. Doch wenn man sich wirklich nah kommt, und das Tag für Tag, sind gerade die feinen Unterschiede die großen Herausforderungen. Hat sie jetzt gerade nur genickt, anstatt «hai» («ja» auf japanisch) zu sagen? Das ist in Japan eine Beleidigung! Hat er jetzt wirklich meine tollen Pläne mit einem «no» abgeschmettert? Gemein! Dabei ist ein Nein bei Spaniern keineswegs in Stein gemeißelt, sondern nur eine momentane Meinungsäußerung.

Aber das alles muss man erst einmal wissen. Marike Frick und Nicole Basel erleben es nicht nur selbst, sie befragten auch die bunte Mischung internationaler Paare in ihrem Freundeskreis. Für jeden, dem es ähnlich geht, ist der Wiedererkennungswert garantiert.

Wo es bei italienisch-, bolivianisch- oder Singapur-deutschen Beziehungen Grund zum Lachen, Heulen oder Schreien gibt, sehen Sie in unserer Bilderstrecke.

Autorinnen: Nicole Basel und Marike Frick
Titel: Tapas zum Abendbrot
Verlag: Heyne
Umfang: 320 Seiten
Preis: 8,99 Euro

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phs/news.de

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