Von news.de-Redakteurin Katharina Bott - Uhr

«Teufelsköche»: Ziegenbraten für den Massenmörder

Otonde Odera kochte für den Teufel, den Diktator Idi Amin. Frank Pellegrino kocht in New York wie der Teufel - bei ihm werden Tische nicht abgesagt, sondern vererbt. Um 17 verrückte Köche zu treffen, reiste Kultautor Juan Moreno um die ganze Welt.

17 Köche: Ihre Geschichte, ihre Kochkünste, ein Rezept. (Foto) Suche
17 Köche: Ihre Geschichte, ihre Kochkünste, ein Rezept. Bild: Piper

Gerardo Adesso ist nicht nur ein begnadeter italienischer Koch und Besitzer des «Il Gattopardo» in München-Schwabing, sondern auch Stein des Anstoßes zu einem wundervollen Buch. In seiner Kneipe kamen Spiegel-Reporter Juan Moreno und Fotograf Mirco Taliercio auf die Idee, eine Hommage an alle Köche der Welt in ein Buch zu pressen. Um die verrücktesten von ihnen zu besuchen, reisten sie um die ganze Welt. Sie haben faszinierende Kochkünstler getroffen, sich deren Lebensgeschichte erzählen lassen und ihnen ein Rezept abgeluchst. Ihr Fazit: Vergessen Sie alles, was Sie über große Köche zu wissen glaubten. Wahre Köche kochen anders.

So wie der Schwabinger Wirt Gerado «Gerry» Adesso, der mit Messer und Zigarre das Cover ziert. Leider wurde er ein paar Wochen nach der Ideenfindung wegen Drogenhandels festgenommen und brutzelt derzeit im Gefängnis. Also trafen sie den Exil-Italiener zum Interview schließlich in einem Münchner Hochsicherheitstrakt. Im Buch begegnen wir etwa Nurse Tifa - die dickbrüstige Koch-Queen des Internets, Rashid - den Amsterdamer Drogen-Koch, Honeckers Leibkoch Roland Albrecht und Yared Hailesilassie - der Marathonmann, dem Kochen das Leben rettete.

Nicht die Essensqualität war das entscheidende Aufnahmekriterium ins Buch, sondern die unglaublichen Lebensgeschichten. Geschichten wie die von Wam Kat, der seit Jahrzehnten deutsche Demonstranten mit seinem Essen bei Laune hält. Nicht jeder könne Fidel Castro sein, sagt er, «einer muss auch die Kartoffeln schälen». Im Kochen gegen Gorleben und für den Weltfrieden hat er seine Lebensaufgabe gefunden.

40.000 Dollar für eine Tisch-Reservierung

«Woody Allen, Antony Quinn, später auch John F. Kennedy junior, der immer mit dem Fahrrad kam» – sie alle waren Gäste des legendären Rao's, erzählt Frank Pellegrino. Die Buchautoren baten den New Yorker Erfolgsgastronom um ein Interview und hatten Glück. Denn Frank «No», wie er auch genannt wird, sagt meistens «nein» und immer «no», wenn man als No-Name einen Tisch bei ihm reservieren will. Sein kleines Feinschmecker-Restaurant im Osten Harlems darf nur betreten, wer Rang und Namen hat oder Pellegrino persönlich kennt. 40.000 Dollar wurden ihm schon für einen Tisch am Abend geboten – vergebens.

Auch dem Leibkoch Idi Amins statteten sie einen Besuch im fernen Kenia ab. Einst gewann er mit einem zarten Ziegenbraten die Sympathien des Diktators und Massenmörders. Beiden Journalisten versicherte Odera entgegen allen Gerüchten, dass in seinem Kühlschrank nie Menschenfleisch gelegen hätte. Idi Amin sei ein sympathischer Chef gewesen, lustig, großzügig und gut gelaunt. Aber: Der ugandische Diktator ließ Tausende quälen, foltern und töten.

Teufelsköche erzählt und bebildert die Lust am Kochen, den Genuss von Essen, aber auch teuflischen Hunger und den Kampf ums Überleben. Nicht nur mittels der Geschichte von Faith, die mitten auf Nairobis größter Mülldeponie ihr Restaurant eröffnet hat. Auch der verurteilte Vergewaltiger Brian Price, der schon mehr als 200 Henkersmahlzeiten zubereitete, empfing sie. News.de sagt: Wort- und bildgewaltig, spannende Lebensgeschichten, außergewöhnliche Rezepte - das perfektes Geschenkbuch für Profi- und Hobbyköche.

Juan Moreno, geboren 1972 in Huercal-Overa in Spanien, absolvierte die Journalistenschule in München. Bis 2007 erschien seine Kolumne »Von mir aus« in der Süddeutschen Zeitung. Heute ist Juan Moreno Reporter bei Der Spiegel und lebt in Berlin.

Autor: Juan Moreno
Titel: Teufelsköche
Verlag: Piper
Preis: 24,99 Euro
Seiten: 256
Veröffentlichungstermin: bereits erschienen

beu/news.de

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