Von news.de-Mitarbeiter Justin Luckmann - Uhr

Wetter und die Medien: Und immer öfter grüßt der Wettermann

Wetterexperten stehen immer mehr im Rampenlicht - und das nicht erst seit dem Kachelmann-Prozess. Klimawandel und Extremwetter heizen den Rummel um sie weiter an.

Sogar Thomas Gottschalk präsentierte schon mal an der Seite von Uli Wickert das Wetter. Allerdings nur, um eine Saalwette einzulösen. (Foto) Suche
Sogar Thomas Gottschalk präsentierte schon mal an der Seite von Uli Wickert das Wetter. Allerdings nur, um eine Saalwette einzulösen. Bild: dpa

Nicht erst seit Jörg Kachelmanns Festnahme steht einer im Rampenlicht, der sich mit Wetter auskennt. Claudia Kleinert, Sven Plöger, Wolfgang Klosinski - selbst wer nur gelegentlich öffentlich-rechtlich fernsieht, dem sind die Namen dieser Wettermänner und -frauen geläufig. Denn ob sie nun gelernter Meteorologe (Plöger) oder Betriebswirte (Kleinert) sind - sie präsentieren den Teil der Nachrichtensendung, der für manche der wichtigste ist.

Und seit Flüsse wegen Starkregens immer häufiger über die Ufer treten, Tornados auch Dörfer in Deutschland verwüsten und der Klimawandel zum Partythema geworden ist, kommt dem Wetter und denen, die es präsentieren und analysieren, immer größere Bedeutung zu. Letzteres übrigens macht kaum ein Wettermoderator selbst. Die Vorhersagen treffen die, die nur selten vor der Kamera stehen. Vom Rummel um Wetter und Klima sind sie aber nicht weniger betroffen.

Ein Spiegel des Wettertrends sind die Anfragen von Journalisten, die Tag für Tag beim Deutschen Wetterdienst (DWD) auflaufen. Die ganz aktuellen Zahlen hat DWD-Sprecher Uwe Kirsche zwar nicht zur Hand, aber er weiß, dass das Presseteam in Offenbach im Jahr 2008 etwa 700 bis 800 Anrufe, E-Mails oder Gespräche bearbeitet hat. Kirsche nimmt an, dass die Zahlen seit 2008 noch ein bisschen gestiegen sein dürften.

Vor allem bei extremen Wetterlagen stehen die Telefone nicht still. Viel Schnee, viel Regen, viel Sonne - all das sei ein Grund für erhöhtes mediales Interesse, so Kirsche. Aber nicht nur Journalisten, auch die Bürger selbst melden sich immer öfter mit ihren Anfragen. «Für uns gibt es deshalb kein Sommerloch», sagt der DWD-Mann. «Wenn der Sommer verregnet ist, fragt man uns: ‹Warum ist denn das so?› Und wenn es lange schön bleibt in den Sommermonaten, kommt die gleiche Frage.»

Eine neue Brücke

Auch wenn das nicht überraschend klingt, weil das Wetter für Menschen nun mal Tag und Nacht erlebbar ist, weil es die Wahl der Kleidung oder der Freizeitgestaltung bestimmt - dem neuen Interesse an Wind und Wetter liegt doch etwas Neues zu Grunde: Immer schneller wird die Brücke vom Wetterphänomen zum Klimawandel geschlagen. «Wenn ein Sommer früher mal zu heiß war, dann war er zu heiß. Heute wird das sofort mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht», sagt Kirsche.

Beim DWD ist man über die neue Aufmerksamkeit für das Wetter und das Klima nicht böse, auch wenn das mehr Arbeit bedeutet. «Das ist ein Zeichen, dass unsere Arbeit geschätzt wird. Wir haben die zwar auch früher schon gemacht, aber da wurde es nicht so wahrgenommen», sagt Uwe Kirsche.

So sehr wird die Arbeit von Meteorologen inzwischen geschätzt, dass es offenbar nicht genug davon in Deutschland gibt. Nicht nur beim DWD, sondern auch bei der Bundeswehr oder Versicherungsgesellschaften könnten sie einsteigen. Und damit ist der Bedarf so groß, dass selbst der DWD - obwohl er wie alle Bundesbehörden konstant Personal abbaut - durch deutsche Universitäten tourt, um im Wettbewerb um die besten Köpfe mithalten zu können.

Vor die Meteorologie hat das Wetterstudium das Rechnen gesetzt

Auch bei Andreas Bott rufen seit ein paar Jahren immer öfter Journalisten an. Ungefähr zweimal pro Woche bekommt er eine Presseanfrage auf den Tisch. Bott ist Professor für Theoretische Meteorologie an der Universität Bonn. Und den Bedarf an mehr Meteorologen, den man beim DWD zu erkennen glaubt, sieht auch Bott; jedenfalls, wenn es um Studenten geht.

Etwa 30 Studienanfänger gebe es pro Jahr in Bonn für die Wissenschaft vom Wetter, sagt Bott. «Es könnten aber ruhig noch ein paar mehr sein», fügt er hinzu und verweist auf die hohe Abbrecherquote in dem Fach. Von den 30 Anfängern führten vielleicht zehn das Studium erfolgreich zu Ende. «Viele tun sich schwer mit Mathematik und Physik.» Aber diese beiden Fächer seien Grundlagen für die Meteorologie und in der ersten Phase des Studiums die beiden wichtigsten Studieninhalte.

Die Zahl derer, die ein Meteorologie-Studium wegen der Hoffnung auf eine mehr oder weniger steile Medienkarriere aufnehmen, sei aber trotz der medialen Präsenz gering, glaubt Bott. Und doch ist das gewachsene Interesse an dem Beruf nicht ganz spurlos am universitären Alltag vorbeigegangen. «Wir achten verstärkt darauf, wie unsere Studenten ihr Wissen präsentieren», sagt Andreas Bott. «Das ist zwar noch kein richtiges Medientraining, aber so etwas gab es früher gar nicht.»

iwi/news.de

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