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Wissenswert: Warum können Wasserläufer übers Wasser rennen?

Manche Insekten flitzen übers Wasser, als wäre es fester Untergrund. Eines dieser Tierchen ist der Wasserläufer, der eine Art unsichtbaren Energieteppich nutzt. Mit zunehmendem Alter allerdings gehen auch Wasserläufer buchstäblich baden.

Wasserläufer machen sich die Oberflächenspannung des kühlen Nasses zunutze. (Foto) Suche
Wasserläufer machen sich die Oberflächenspannung des kühlen Nasses zunutze. Bild: ap

Für einige Arten ist die Wasseroberfläche ein natürlicher Lebensraum, obwohl sie nicht schwimmen können. Einer ihrer bekanntesten Vertreter ist der Wasserläufer, der bei seinen Beutezügen über Seen, Bäche oder Pfützen ein flinkes Tempo vorlegen kann. Aber warum geht er eigentlich nicht unter?

Das zur Familie der Wanzentiere gehörende Insekt mache sich die Oberflächenspannung des Wassers, das sogenannte Oberflächenhäutchen, zunutze, erklärt Professor Norbert Grosser, Zoologe an der Fachhochschule Erfurt. Wie ein unsichtbarer Film überziehe das Oberflächenhäutchen die Wasseroberfläche, erläutert der Biologe: «Wenn man genau hinschaut, kann man unter den Füßen des Wasserläufers die Eindellungen auf dem Oberflächenhäutchen erkennen.»

Entscheidend für die besondere Fähigkeit des Wasserläufers sei sein geringes Gewicht. Über die sechs langen, dünnen Beine, die mit wasserabweisenden Härchen überzogen sind, werde es geschickt über eine größere Fläche verteilt.

Das Oberflächenhäutchen entsteht in der Regel auf Flächen, an denen Flüssigkeiten und Gase aufeinanderstoßen. Erzeugt wird es von den kleinsten Teilchen des Wassers, den Molekülen. «Die Moleküle üben aufgrund ihres elektrischen Ladungspotenzials Kräfte aufeinander aus», erklärt Othmar Marti, Professor für experimentelle Physik an der Uni Ulm. Unter der Wasseroberfläche werden sie förmlich in alle Richtungen gezogen, weil jedes Wassermolekül von anderen Wassermolekülen umgeben ist. Die kleinsten Teilchen neutralisieren sich auf diese Weise gegenseitig.

An der Oberfläche eines Gewässers ist das anders, wie Marti erläutert. Dort wirken die Kräfte der Wassermoleküle nur in das Innere der Flüssigkeit, weil sich darüber die gasförmige Luft befindet. Bei dieser Reaktion entsteht Energie, die an der Wasseroberfläche eine Barriere erzeugt. Die Stärke dieser Energie ist von der Größe des Gewässers abhängig: Je größer die Oberfläche ist, desto höher ist der Energiegehalt dieser Oberflächenspannung. Der Wasserläufer ist in der Lage, sich mit Hilfe dieses unsichtbaren Energieteppichs über Wasser zu halten: Die Eindellungen des Oberflächenhäutchens wirken dabei wie Sprungfedern, die ihm zusätzlich Schwung verleihen.

Die Fähigkeit des Wasserlaufens ist allerdings auch für Wasserläufer endlich. Mit zunehmendem Alter verlören die Tiere die Fähigkeit, die notwendige Muskelspannung für die Fortbewegung auf dem Wasser aufrechtzuerhalten, sagt Grosser. Alte Wasserläufer gehen demnach schlichtweg unter.

mas

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