Von news.de-Redakteurin Julia Zahnweh - Uhr

Angelina Jolie: Die schönste Psychopathin der Welt

Angelina Jolie hat alles, was man sich nur wünschen kann: Brad Pitt, sechs Kinder und eine Hollywood-Karriere. Trotzdem ist sie zu bemitleiden: Jolie ist eine Psychopathin, behauptet Andrew Morton in seiner Biografie über die Schauspielerin. Wie verrückt Jolie ist, hat news.de nachgelesen.

Kein anderer Hollywood-Star gibt so viele Rätsel auf wie Angelina Jolie. (Foto) Suche
Kein anderer Hollywood-Star gibt so viele Rätsel auf wie Angelina Jolie. Bild: dpa

Sie hat einen Oscar, mit Brad Pitt einen der begehrtesten Männer der Welt, sechs Kinder und einen verführerischen Schmollmund, den sie zum Neid vieler Frauen tatsächlich Mutter Natur zu verdanken hat. Gleichzeitig ist sie eine Frau, die die Krisenregionen der Welt bereist und sich zum Wohle anderer Gefahren aussetzt - eine Frau, der man zutraut, dass sie die Welt tatsächlich verändern kann.

Doch niemand in Hollywood ist auch so rätselhaft wie Angelina Jolie. Um niemanden kursieren so viele Gerüchte wie um die 35-Jährige: Ist sie eine Egozentrikerin oder doch ein Familienmensch? Ist sie eine Heilige oder ein Ex-Junkie mit perversen Sexphantasien? Hatte sie eine Beziehung mit ihrem Bruder, ließ sie sich von Mick Jagger auspeitschen und wird sie Brad Pitt eines Tages für Johnny Depp verlassen, von dem sie seit ihrer Jugend besessen sein soll?

Ein einziges Rätsel

Angelina Jolie ist zu perfekt, um wirklich die zu sein, die sie zu sein vorgibt  - oder die, zu der sie die Medien machen. Aber auch zu perfekt, um Hollywood zu überstrahlen. Hollywood braucht neben seinen Skandalnudeln wie Lindsay Lohan solch wundersame Erscheinungen, die noch Rätsel aufgeben.

Das Angelina-Jolie-Rätsel hat nun der britische Promi-Biograf Andrew Morton, der schon Biografien über Madonna, Lady Diana, Monica Lewinsky und Tom Cruise geschrieben hat, versucht zu lösen. In der nicht autorisierten Biografie Angelina Jolie zeichnet Morton Jolies Leben vom kleinen Mädchen, das von seiner Mutter jahrelang in ein weißes Zimmer gesperrt wurde, zum Megastar Hollywoods, zur globalen Übermutter, der es an nichts zu fehlen scheint, nach.

Mehr ein Psychogramm als eine Biografie

Doch ein wirkliches Enthüllungsbuch ist Morton nicht gelungen - nur ein Sammelsurium der Gerüchte, die seit Jahren über Jolie kursieren. Wirklich skandalöses Neues weiß er nicht über sie zu berichten. Und noch ein Manko des Buches: Genausowenig wie Jolie öffentlich über die Gerüchte spricht, hat sie mit Morton gesprochen.

Dafür hat der Promi-Biograf mit Freunden, Verwandten, ihrem Dealer und anderen Quellen über Jolie gesprochen. Und die zentrale Frage «Wer ist Angelina Jolie wirklich?», lässt er von Psychologen mithilfe von Ferndiagnosen beantworten. Dabei ist weniger einer Biografie als eine Psychogramm entstanden, das zu dem Schluss kommt, Jolie hat seit ihrer Kindheit eine gestörte Seele und ein daraus resultierendes endloses Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Ihre Sucht nach Ruhm, Kindern und Männern, ihre Drogenprobleme und ihre Labilität sind Ergebnisse ihrer psychisch schwer angeschlagenen Persönlichkeit.

Eingesperrt im Elfenbeinturm

Jolies Seele soll laut Morton bereits in frühester Kindheit erhebliche Verletzungen zugefügt worden sein. Ihre eigene Mutter soll sie in ein völlig leeres Zimmer gesperrt haben, ausschließlich betreut von täglich wechselnden Kindermädchen. «Elfenbeinturm» nannten die Nannys diesen Raum, den Jolies Mutter einrichten ließ, weil sie sich bei dem Anblick ihrer Tochter zu sehr an deren Vater erinnert fühlte, der sie betrogen hatte. Die Isolation und die Ablehnung der eigenen Mutter sollen Jolie zu einem unsicheren und gestörten Menschen gemacht haben. Für Morton auch der Grund, warum Jolie vom Drang besessen sei, ihre Familie zu vergrößern.

In ihrer Jugend, die sie als Tochter der Schauspieler Jon Voight und Macheline Bertrand in Hollywood verbrachte, hat Jolie sehr schnell gemerkt, dass sie anders ist. Sie war eine Außenseiterin, eine Rebellin, die Messer sammelte, auf der Straße mit Skaterkids rumhing und Bestattungsunternehmerin werden wollte. Mit 14 soll Jolie laut Morton erstmals Sex gehabt haben. Weil Jolie keinen Orgasmus bekam, ritzte sie  sich und ihrem Freund eines Nachts die Arme auf, um endlich Emotionen spüren zu können, so Morton. Es folgten Magersucht, weitere Selbstverstümmelungen und erste Drogenerfahrungen.

Drogen und Männer

Ihre Drogenvergangenheit, laut Morton nahme sie Kokain und rauchte Heroin, hat Jolie später sogar zugegeben. Seit 1998 ist sie nach eigener Aussage clean. Morton will aber von Jolies Dealer erfahren haben, dass sie noch bis zu ihrem ersten großen Film, Tomb Raider (2001), Heroin geraucht hat.

Und nicht nur mit ihren Drogenproblemen, sondern auch mit den zahlreichen Affären, die ihr nachgesagt werden, sorgt Jolie immer wieder für Schlagzeilen. Die Liste ihrer angeblichen Liebhaber ist lang und liest sich wie das Who's Who Hollywoods: Nicolas Cage, Colin Farrell, Ralph Fiennes, Russel Crowe, Leonardo DiCaprio, Mick Jagger und John Cusack. Auch Frauen gegenüber soll sie nicht abgeneigt sein, ebenso bizarren Sexualpraktiken. Mit Mick Jagger soll sie sogar die S&M-Clubszene unsicher gemacht haben, wie Morton erfahren haben will.

Pitt und Jolie: Keine große Romanze

Mittlerweile scheint die Wilde in Jolie zur Ruhe gekommen zu sein: Sie ist mit Brad Pitt zusammen, mit dem sie drei leibliche und drei adoptierte Kinder großzieht, und als UN-Sonderbotschafterin kämpft sie gegen die weltweite Ungerechtigkeit. Aus dem verruchten Sex-Symbol ist eine Supermama und eine Mutter Teresa mit Sexappeal geworden.

Für Morton ist die neue Jolie aber auch nur eine Weiterentwicklung ihrer verstörten Seele - immer noch getrieben von den ewigen Selbstzweifeln.  Angeblich habe Jolie Brad Pitt mit dessen Kinderliebe geködert. Laut Morton habe Pitt angefangen, Jolie zu daten, weil er deren Adoptivsohn Maddox so vergöttert habe. Seiner Einschätzung nach sind es nicht romantische Gefühle, die für das Fundament der Beziehung zwischen Jolie und Pitt gesorgt haben - vielmehr ihr gemeinsamer Wunsch nach Kindern.

Ein Übermensch ist auch nur ein Mensch

Doch Morton macht es sich in seiner Biografie zu einfach. Wenn seine Analyse stimmt, dann müsste es auf der Welt Millionen von Angelina Jolies geben. Verstörte Seelen - mal mehr, mal weniger verrückte - sind ja keine Seltenheit. Doch Angelina Jolie ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Und sie ist mehr als eine Frau, die als Kind in einen Elfenbeinturm gesperrt wurde und bis heute darunter leidet. Dass der Übermensch Jolie, zu dem sie von sich selbst und den Medien stilisiert wird, auch nur ein Mensch ist, darauf kann man auch kommen, ohne Mortons Buch gelesen zu haben. Doch wie es in diesem Menschen wirklich aussieht, kann Morton nicht klären. Jolie behält dieses Geheimnis für sich - aus gutem Grund.

Mortons Biografie ist auch nur ein Teil einer Boulevardindustrie, die Jolie in Bezug auf ihre Person bewusst steuert. Sie weiß, wie sie sich zu verkaufen hat. Denn nur, wenn Stars etwas Übermenschliches anhaftet, das Abgründe lediglich vermuten lässt, werden sie zu wirklichen Superstars. Würde sie sich auf die Couch von Oprah Winfrey setzen und erzählen, wie sie trotz ihres perfekt scheinenden Lebens von Selbstzweifeln geplagt wird, müsste sie das Rätsel Jolie auflösen und wirklich die sein, die sie zu sein vorgibt. Dann würde Jolie aber nicht mehr dieses Geheimnisvolle anhaften, das sie so erfolgreich macht. Nur mit der Illusion und nicht mit der Realität wird in der Traumfabrik das Geld verdient. Und auch Andrew Morton wird mit der Illusion Angelina Jolie gutes Geld machen.

Andrew Morton: Angelina Jolie, Droemer 2010, 480 Seiten, 19,99 Euro.

car/reu/news.de