Von news.de-Redakteur Andreas Schloder - Uhr

Schnittverletzungen: Erste Hilfe für tiefe Wunden

Sie gehören zu den häufigsten Verletzungen. Gerade im Haushalt passieren sie: Schnittwunden. Um die Blutung wirksam und ohne Folgeschäden zu stillen, gibt es einiges zu beachten. News.de erklärt, was.

Bei kleinen und schwach blutenden Verletzungen reicht zur Versorgung gewöhnlich ein Heftpflaster. (Foto) Suche
Bei kleinen und schwach blutenden Verletzungen reicht zur Versorgung gewöhnlich ein Heftpflaster. Bild: istockphoto

Der Alltag steckt voller kleiner Gefahren. Das Messer lässt die Zwiebel unversehrt, dafür bahnt es sich seinen Weg durch die Finger. Doch es gibt noch weitere Krisenherde für klaffende Schnittwunden: barfuß in eine Glasscherbe treten, beim Schlittschuhlaufen unliebsame Bekanntschaft mit den scharfen Kufen machen, der Kampf gegen die Bartstoppeln mit stumpfer Klinge oder die abgerutschte Axt beim Holzhacken, die statt im Holz im Oberschenkel stecken bleibt.

Was sind Schnittwunden?

Schnittwunden zeichnen sich dadurch aus, dass sie glatte Wundränder aufweisen und die Haut auseinanderklafft. Durch die mechanische Gewalteinwirkung scharfer Gegenstände werden Blutgefäße getrennt, was zur Blutung führt. Wie stark diese ist, hängt von der Anzahl der verletzten Blutgefäße und der Größe der Wunde ab.

Was sind die Folgen?

Je mehr Hautschichten durchtrennt sind, umso stärker strömt Blut aus der Wunde. Werden zusätzlich Nerven oder Sehnen verletzt, kann es zu Bewegungseinschränkungen, Lähmungen oder Gefühlsstörungen kommen. Obwohl diese Art von Verletzungen schmerzt, ist die Pein nicht so groß wie bei einer Platzwunde.

Ein weiteres Problem sind mögliche Folgeschäden, etwa, wenn die Wunde verdreckt. Dann haben Keime leichtes Spiel und erschweren die Wundheilung. Im schwersten Fall führen sie zu einer Blutvergiftung, die bei fast jedem zweiten Patient, der deshalb auf der Intensivstation behandelt werden muss, zum Tode führt.

So wird die Wunde versorgt

Je nach Schweregrad der Verletzung gibt es zugeschnittene Maßnahmen. Um bei kleinen, schwach blutenden Wunden - etwa einer Schnittverletzung am Finger durch ein Stück Papier - die Gefahr von Keimen zu bannen, sollte die Wunde ein wenig ausbluten. Dadurch reinigt sich die Wunde selbst.

Grundsätzlich gilt: Die Wunde nicht berühren. Auch Puder oder Salben sind tabu. Stark verdreckte Wunden sollten vorsichtig unter kaltes, klares Leitungswasser gehalten werden. Trinkwasser in Deutschland ist so keimarm, dass es der Verletzung nicht schadet.

Augen auf beim Pflasterkauf

Am häufigsten werden Wunden steril mit einem Heftpflaster abgedeckt. Diese sollten besonders dann verwendet werden, wenn sich die offene Stelle unter Kleidung befindet. Doch Pflaster ist nicht gleich Pflaster: Juckt oder brennt die Wunde nach dem Aufkleben, könnte der Verletzte unter einer Pflasterallergie leiden.

Blutet und nässt die Wunde, saugt sich das Pflaster voll und verliert an Klebekraft. Um dies zu verhindern, gibt es spezielle Haftstreifen, sogenannte hyposensible Pflaster, die statt Kautschuk ein Klebemittel aus Silikon enthalten. Sie bestehen aus einer metallischen Oberfläche, die steril ist und nicht mit der Verletzung verklebt. Durch winzige Öffnungen in der Beschichtung wird die Feuchtigkeit von einer darüberliegenden Kompresse aufgesogen.

Damit Pflaster auch auf einer verletzten Fingerkuppe gut sitzen, empfiehlt sich der sogenannte Schmetterlingsschnitt: Dazu wird in der Mitte des Klebestreifens auf beiden Seiten ein Keil herausgeschnitten, der Finger auf die Wundauflage gelegt und anschließend mit den Klebestreifen umschlossen.

Erste Hilfe ist lebensnotwendig

Bei tiefen, stark blutenden Verletzungen hilft kein Pflaster mehr - die Selbstversorgung ist so gut wie ausgeschlossen, der Besuch beim Arzt oder in der Notaufnahme dringend erforderlich. Erste Hilfe kann aber die Gefahr des Verblutens mindern. Umso besser wäre es, wenn ein Helfer zur Stelle wäre. Der sollte, egal um welche Blutung es sich handelt, bei der Wundversorgung stets Aids-Handschuhe tragen - um sich selbst zu schützen.

Das Verbandspäckchen ist das universellste Verbandsmittel. Es besteht aus einer sterilen Wundauflage und einer Mullbinde zum Fixieren. Schießt das Blut sprichwörtlich aus der Arterie, sollte anfangs die Wundauflage auf die Stelle gepresst werden, bevor der Verband angelegt wird. Sind Arterien verletzt, sollte der Helfer, bevor er einen Druckverband anlegt, das verletzte Körperteil hochlagern und gegebenenfalls die Ader abdrücken.

Wichtig: Alle Verletzten sollten sitzen oder liegen, um sich bei einer möglichen Ohnmacht nicht zusätzlich zu verletzen. Der Helfer sollte bei dem liegenden Opfer knien - sitzt der Verletzte, steht der Helfer, sodass er ihn ständig beobachten kann.

Beim Doktor angekommen, spielt neben der Wundversorgung der Impfstatus eine wichtige Rolle. Es wird überprüft, wie lange die letzte TetanusimpfungTetanus - oder auch Wundstarrkrampf - befällt muskelsteuernde Nervenzellen. Es kommt zu Lähmungen und Muskelkrämpfen. zurückliegt und ob der Betroffene noch ausreichend gegen die Infektionskrankheit geschützt ist. Liegt kein Impfschutz vor oder liegt dieser länger als fünf Jahre zurück, erhält der Betroffene eine Auffrischung.

Ist die Wunde versorgt, setzt unter der verletzten Oberfläche in den unteren Hautschichten sofort ein intensiver Regenerationsprozess ein. Die Haut erneuert sich zwar ohnehin ständig. Doch nach einer Wunde ist der Bedarf an neuen Hautzellen besonders groß, um das Gewebe zu ersetzen. Damit diese neuen Hautzellen die Stelle gut verschließen können, brauchen sie ein besonderes Klima. In dieser Phase kann eine panthenolhaltige Wundsalbe, die es rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen gibt, den Heilungsprozess unterstützen. Die Salbe bedeckt die Wunde mit einem Schutzfilm, der dem Gewebe das notwendige Regenerationsmilieu bietet.

Wie Sie kleinere Verletzungen und gesundheitliche Probleme auch ohne Arzt bewältigen, lesen Sie in der Wehwehchen-Praxis von news.de.

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