Von news.de-Redakteur Sascha Gorhau - Uhr

Mercedes-Dieselmotoren: Ein öliges Problem

Der meistverkaufte Mercedes-Diesel ist teilweise mit fehlerhaften Einspritzdüsen bestückt. Der Hersteller tauscht die schadhaften Teile im Schadensfall auf Kulanz aus. Betroffen können die Modelle 220 CDI und 250 CDI sein.

Auf den OM 651 war Mercedes-Benz so stolz. Jetzt müssen die Modelle in die Werkstatt. (Foto) Suche
Auf den OM 651 war Mercedes-Benz so stolz. Jetzt müssen die Modelle in die Werkstatt. Bild: dpa

Ein Diesel ist von seiner Charakteristik eigentlich ein Nutzmotor: Er bietet viel Druck in niedrigen Drehzahlen und ist deshalb zum Ziehen und Schleppen geeignet. Außerdem braucht ein Selbstzünder weniger Kraftstoff als ein Benzinaggregat mit demselben Volumen. Vor allem aber gelten Diesel als zuverlässig und robust. Gerade die Exemplare aus dem Hause Mercedes-Benz genossen jahrzehntelang den Ruf von Schildkröten: lahm, aber langlebig. Laufleistungen von über 500.000 Kilometern waren bei den traditionellen schwäbischen Vorkammerdieseln bei guter Wartung kein Problem.

Jetzt ist dieser Nimbus ins Wanken geraten. Stein des Anstosses ist das Volumenaggregat der Schwaben, der Vierzylindermotor OM 651 (OM steht für Oel-Motor). Er in den Modellen 220 CDI und 250 CDI verbaut und hat ein Problem: Er macht die rollenden Burgen aus Stuttgart zu Steh-, anstatt zu Fahrzeugen. Die Betroffenen Autos bleiben einfach liegen. Der Grund sind mangelhafte sogenannte Piezo-Injektoren. Diese Teile spielen eine zentrale Rolle im Einspritzsystem des Aggregats. Die High-Tech-Düsen pressen das Gemisch mit bis zu 2000 Bar Druck in die Brennkammern.

Wie konnte das passieren? Mercedes-Benz verweist auf seinen Zulieferer. Die Schwaben beziehen das Teil vom US-amerikanischen Konzern Delphi. «Produktionsbedingte Fehler» bei Delphi seien für das Versagen der Mercedes-Diesel verantwortlich. Die schwäbischen Autobauer indes haben umgehend reagiert. Die Produktion des Aggregats sei bereits zurückgefahren worden, um mit den neuen fehlerlosen Piezo-Injektoren zuerst die schadhaften Teile in den bereits ausgelieferten Fahrzeugen auszutauschen.

Wenn die Düsen schadhaft sind, merkt dies der Fahrer daran, dass plötzlich die Motorkontrolleuchte im Display aufblinkt. Der Wagen läuft nur noch im Notlaufprogramm und erreicht außerdem eine Höchstgeschwindigkeit von lediglich 70 km/h. Der Hersteller rät in diesem Fall, umgehend die nächste Werkstatt anzusteuern. Die Reparatur nehmen Vertragswerkstätten auf Kulanz durch. Der Eingriff dauert nach Angaben von Mercedes-Benz rund drei Stunden. Zusätzlich stellt der Autobauer betroffenen Kunden ein kostenloses Ersatzfahrzeug zur Verfügung und eine kleine Entschädigung in Aussicht. Im Gespräch sind dafür Servicegutscheine im Wert von 200 Euro.

Mercedes-Sprecher Wolfgang Zanker bestätigte, dass rund 25.000 Fahrzeuge mit dem entsprechenden Motor ausgeliefert worden seien. Das Fachmagazin Auto-Bild hingegen betont, dass theoretisch 53.000 Fahrzeuge betroffen sein könnten. Die Aggregate sind hauptsächlich in C- und E-Klassen verbaut, jedoch auch in Modellen vom Typ GLK. Der Hersteller betont ausdrücklich, dass es sich nicht um einen Rückruf handele, da die Betriebs- und Verkehrssicherheit nicht negativ beeinflusst werde. Zusätzliche Brisanz verleiht der Panne der Umstand, dass der betroffene Dieselmotor jüngst vom Fachpublikum zur «Engine of the year 2009» gewählt worden war.

hem/news.de

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